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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0082
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82

J. Ruska:

der lateinischen Terminologie erledigt. Bekanntlich hat N. Bubnow
1914 in seinem Werke ,,Arithmetische Selbständigkeit der europä-
ischen Kultur“ auf Grund seiner Forschungen über Gerbert und
dessen Vorgänger die These verfochten, daß sich das Rechenwesen
in Europa unabhängig von den Arabern entwickelt habe. Eine
Auseinandersetzung mit seinen einseitig auf lateinische Texte ge-
stützten Untersuchungen auf Grund arabischer Quellen wird not-
wendig sein, bevor ein endgültiges Urteil gefällt werden kann.

IX. Die Namen der arabischen Ziffern.
In einer seiner Anfragen1 macht Eneström darauf aufmerksam,
daß in der Pratica cVarithmetica von Ghaligai (Ausgabe von 1548)
die Übersetzung einer arabischen Algebra erwähnt werde, in
welcher „die 7 Terme Geber, Elmechel, Elchal, Elchelif, Elfazial,
Buram und Eltermen“ vorkämen. Nach einer Mitteilung von Suter
enthalte die Algebra des Alkhwarizmi jedenfalls nicht die Terme
Elchelif, Buram und Eltermen; es sei daher wünschenswert, die
jetzt bekannten arabischen Traktate über Algebra daraufhin zu
untersuchen, ob sie die 7 Terme enthielten.
Eneström sagt leider nicht, wie Suter die übrigen 4 Terme
auflöst. Man sieht aber leicht, daß außer dem selbstverständlichen
geber noch elmechel = almuMbalah ist und daß elfazial aus alfasl
(der Unterschied), elchal durch Verlesen aus almäl (das Vermögen)
entstanden sein kann. Ich würde vielleicht noch wagen, eltermen mit
alitmam (die Vervollständigung) zusammenzustellen, in elchelif könnte
alhadf (die Wegnahme) verborgen sein, aber buram ist hoffnungslos
verderbt und trotzt jedem Versuch der Wiederherstellung, solange
nicht die Übersetzung selbst vorliegt und der Zusammenhang Rück-
schlüsse auf das arabische Wort ermöglicht. Das Ganze ist ein
lehrreiches Beispiel für das, was man an Verstümmelungen zu er-
warten hat, wenn arabische Wörter in lateinische Schrift umgesetzt
und unverstanden weiter und weiter überliefert wurden.
Wesentlich einfacher liegt die Aufgabe der Wiederherstellung
des arabischen Ausdrucks, wenn die verstümmelten Wörter in la-
teinischen Texten erscheinen. Wenn uns z. B. in einer Beschreibung
des Astrolabs, die Gerbert zugeschrieben wird2, das Wort Hoto-
1 Bibi. Math., 3. Folge, Bd. 8, 1907/08, S. 416.
2 N. Bubnow, Gerberti postea Silvestri II papae Opera Mathematica. Ber-
lin 1899, S. 119. Dem Wunsche des Herausgebers, daß Arabisten die verstüm-
 
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