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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0085
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Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst.

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meist geschah, die Überlieferung als unantastbar und einwandfrei
betrachten; wir dürfen auch an den überlieferten Ausdrücken nicht
herum korrigieren, bis sie sich irgendeiner Theorie fügen; vielmehr
können wir die Frage nur so stellen: Wenn die genannten Wörter
die Namen der Ziffern sein sollen, wie konnte es kommen, daß
einige dieser Namen mit denen der arabischen Zahlwörter stimmen,
andere aber nicht die geringste Ähnlichkeit mit den ara-
bischen Zahlwörtern auf weisen, denen sie an ge blich
entsprechen sollen?
Zunächst haben wir die Annahme zu prüfen, daß die Wörter
tatsächlich die arabischen Namen für die Ziffern darstellen. Wir
können uns gegen Radulphs Chaldäer auf zwei annähernd gleich-
altrige Zeugnisse berufen, die die Namen ausdrücklich als arabisch
bezeichnen. Das eine wird von Smith-Karpinski in The Hindu-
Arabic-Numerals S. 118 erwähnt; ein gewisser Turchill schreibt
um 1200: „has autem figuras . . . a pytagoricis habemus, nomina
uero ab arabibus“. Das andere ist von Eneström nach einer
Handschrift des 11./12. Jahrhunderts mitgeteilt1 und lautet: „Ver-
sus de nominibas caracterum arabicorum ad abacum pertinentium“.
Aber solche Bestätigungen sind überflüssig geworden, nachdem
die von A. Björnbo unternommene, durch H. Suter vollendete Aus-
gabe der astronomischen Tafeln des Muhammad b. Müsä2 den
direkten Beweis erbracht hat, daß in den lateinischen Übersetzungen
jener Zeit mit den Chaldäern nicht die alten Babylonier, sondern
die Araber gemeint sind. Zum erstenmal werden die Chaldäer bei
Athelhard im 7. Kapitel Be alwacat id est medio planetarum etc.
erwähnt, wo es (a. a. 0. S. 9) heißt: Item nota, quod secundum
Galdeos III1 milia passus cameli miliare faciunt, atque XXXIII
miliaria et tertia, id est thuld, in terra gradus, in coelo dimidius,
unde totus terrae circulus XXIIII milia miliaria continet etc. Diese
Meile, von der 662/3 auf einen Grad gehen sollen, ist nach Suter
(S. 43) die von den arabischen Geographen und Astronomen in
ihren Angaben gewöhnlich gebrauchte Meile zu 4000 Ellen, und
thuld natürlich das arabische Wort für Drittel (s. o. S. 54). Noch

1 Bibi. Math., 3. Folge, 8. Bd., 1907/8, S. 78.
2 H. Suter, Die astronomischen Tafeln des Muhammad ibn Müsä al-Khwä-
rizmi in der Bearbeitung des Maslama ibn Ahmed al-Madjrlti und der latein.
Übersetzung des Athelhard von Bath auf Grund der Vorarbeiten von A. Björnbo
und R. Besthorn herausgegeben und kommentiert. D. Kgl. Danske Vidensk. Selsks.
Skrifter, 7. Raekke, Hist, og Filos. Afd. III, 1. Kopenhagen 1914.
 
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