Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus.
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wart dabei zu verlieren. Fichte im Naturrecht Anfang 1798 suchte
in einem kurzen Absatz ebenfalls clie Mittlerrolle der Schönheit im
System zu begreifen, fügte aber in den Sätzen, sie mache „den
transcendentalen Standpunkt zum gemeinen“, eine Andeutung hin-
zu, die nach Kants Problem der „gemeinsamen Wurzel"' tastete.
Der anderen von Kant erschlossenen Möglichkeit zur Lösung des
Problems der Teleologie des Organischen ging weder Schiller noch
Fichte nach. Dagegen hat Schelling 1795 hier eingesetzt, und zu-
gleich hat er gleich zu Anfang in voller Schärfe erkannt, was nachher
1800 das wissenschaftlich Bedeutende seiner Kunstlehre im System
werden sollte und was Fichte 1797 höchstens geahnt zu haben
scheint: daß die Frage eines Abschlusses in der Philosophie nur
mit der Frage des Ausgangspunktes zusammen gelöst werden
könne oder daß die Frage nach dem Gegenstand der Philosophie
und nach ihrem Wesen, clie Frage nach ihrem Inhalt und nach
ihrer Form, nur eine ist.
In den Schlußsätzen der Schrift vom „Ich“ heißt es: „Also
ist das letzte worauf alle Philosophie hinführt . . . ein im an ent es
Prinzip prästabilierter Harmonie, in welchem Freiheit und Natur
identisch sind und dieses Prinzip ist nichts anderes als das absolute
Ich, von dem alle Philosophie ausging“. Der Grundbegriff der
ganzen Philosophie, das „Ich“, wie es in dieser Schrift noch rein
als das Unbedingte überhaupt vor aller Sonderung in theoretische
und praktische Vernunft gefaßt ist, dieses Absolute muß also
ebenfalls der letzte Inhalt aller Philosophie sein, wie es ihr Ursprung
ist. Diesen letzten Inhalt aber zerlegt er damals, mit ausdrück-
licher Beziehung auf Kants Kritik der Urteilskraft (§ 76) einmal
nach der praktischen Seite in den Endzustand der Geschichte
— aller Mechanismus aufgelöst in sittliche Einheit der Zwecke —
und andererseits nach der theoretischen in organisches Leben,
wie denn auch die neue Deduktion des Naturrechts Leben als
„Autonomie in der Erscheinung“, d. h. als die Verwirklichung des
Absoluten innerhalb der theoretischen Philosophie erklärt. Vom
Ästhetischen ist in der Schrift „Vom Ich“ in diesem Zusammen-
hang gar nicht die Rede. Aber in den Philosophischen Briefen
tritt es plötzlich auf, noch nicht — wie Metzger richtig gesehen
hat -—- in seiner werttheoretischen Mittlerrolle, wohl aber, an einer
Stelle, schon als die „objektiv gewordene intellektuelle Anschauung“
und wenn nicht als „Organon“ (wie Metzger meint), so doch als
„Dokument“ der Philosophie. So versprechen die Philosophischen
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wart dabei zu verlieren. Fichte im Naturrecht Anfang 1798 suchte
in einem kurzen Absatz ebenfalls clie Mittlerrolle der Schönheit im
System zu begreifen, fügte aber in den Sätzen, sie mache „den
transcendentalen Standpunkt zum gemeinen“, eine Andeutung hin-
zu, die nach Kants Problem der „gemeinsamen Wurzel"' tastete.
Der anderen von Kant erschlossenen Möglichkeit zur Lösung des
Problems der Teleologie des Organischen ging weder Schiller noch
Fichte nach. Dagegen hat Schelling 1795 hier eingesetzt, und zu-
gleich hat er gleich zu Anfang in voller Schärfe erkannt, was nachher
1800 das wissenschaftlich Bedeutende seiner Kunstlehre im System
werden sollte und was Fichte 1797 höchstens geahnt zu haben
scheint: daß die Frage eines Abschlusses in der Philosophie nur
mit der Frage des Ausgangspunktes zusammen gelöst werden
könne oder daß die Frage nach dem Gegenstand der Philosophie
und nach ihrem Wesen, clie Frage nach ihrem Inhalt und nach
ihrer Form, nur eine ist.
In den Schlußsätzen der Schrift vom „Ich“ heißt es: „Also
ist das letzte worauf alle Philosophie hinführt . . . ein im an ent es
Prinzip prästabilierter Harmonie, in welchem Freiheit und Natur
identisch sind und dieses Prinzip ist nichts anderes als das absolute
Ich, von dem alle Philosophie ausging“. Der Grundbegriff der
ganzen Philosophie, das „Ich“, wie es in dieser Schrift noch rein
als das Unbedingte überhaupt vor aller Sonderung in theoretische
und praktische Vernunft gefaßt ist, dieses Absolute muß also
ebenfalls der letzte Inhalt aller Philosophie sein, wie es ihr Ursprung
ist. Diesen letzten Inhalt aber zerlegt er damals, mit ausdrück-
licher Beziehung auf Kants Kritik der Urteilskraft (§ 76) einmal
nach der praktischen Seite in den Endzustand der Geschichte
— aller Mechanismus aufgelöst in sittliche Einheit der Zwecke —
und andererseits nach der theoretischen in organisches Leben,
wie denn auch die neue Deduktion des Naturrechts Leben als
„Autonomie in der Erscheinung“, d. h. als die Verwirklichung des
Absoluten innerhalb der theoretischen Philosophie erklärt. Vom
Ästhetischen ist in der Schrift „Vom Ich“ in diesem Zusammen-
hang gar nicht die Rede. Aber in den Philosophischen Briefen
tritt es plötzlich auf, noch nicht — wie Metzger richtig gesehen
hat -—- in seiner werttheoretischen Mittlerrolle, wohl aber, an einer
Stelle, schon als die „objektiv gewordene intellektuelle Anschauung“
und wenn nicht als „Organon“ (wie Metzger meint), so doch als
„Dokument“ der Philosophie. So versprechen die Philosophischen