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Rosenzweig, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 5. Abhandlung): Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus: ein handschriftlicher Fund — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37638#0045
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Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus.

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der Anfang und das Ende dieser Wissenschaft. Wie Minerva aus
Jupiters Haupt, entspringt sie aus der Dichtung eines unendlichen
göttlichen Seins und so läuft am End’ auch in ihr das Unverein-
bare in der geheimnisvollen Quelle der Dichtung zusammen“,
so ist es schwer, die Vermutung zu unterdrücken, daß in dem
störenden und fast komischen „meiner Sache gewiß“ eine unwill-
kürliche Hindeutung auf die bekannte Theorie des Freundes
steckt.
Auch für die Abhängigkeiten Schellings von dem frühromanti-
schen Kreis, die man bisher annehmen konnte, wird man die Unter-
suchung wieder aufnehmen müssen. Sowohl den Begriff der
„Poesie“ wie den der „Mythologie“ hat Schelling konzipiert, ehe
er in persönliche oder literarische Berührung mit F. Schlegel
und Novalis kam; in den Sätzen von der „sinnlichen Religion“,
deren „wir bedürfen“, ist unbewußt geradezu das Programm der
künftigen Romantikerkonversionen gegeben. — Ob also nicht
umgekehrt erst seit Schellings Berufung nach Jena, Anfang
1798, gewisse entscheidende Gedanken im romantischen Kreise
auftauchen ? Es könnte sein, daß das Bild, das noch vor
kurzem 0. Braun von Schelling in seinem Verhältnis zur
Romantik entwarf — „Schellings beweglicher Geist folgte meist
einer geringen Anregung von außen, gestaltete aber dann die
Gedanken in origineller Weise systematisch aus“ —, was die
Anregung von außen betrifft, gewandelt werden müßte.
VIII.
Es ist eine ungelöste Frage, ob und in welchem Sinne Kant
ein System gewollt hat; seine eigenen Äußerungen über das Ver-
hältnis von „Disziplin“ und „Doktrin“ lassen nicht erkennen,
wie weit er selber sich klar war, und vor allem wie weit er sich
im Lauf der kritischen Arbeit klar blieb, über die rein vorberei-
tende Bedeutung, die er anfangs, wie es scheint, ihr einzig hatte
zubilligen wollen. Aber die von ihm eröffnete Epoche der Philo-
sophiegeschichte hat in einem System kulminiert. Das Idegelsche
System verdankt, wie man längst erkannt hat, seine ungeheure
Wirkung zum großen Teil einfach der Tatsache, daß es ein System
war. Den Sturz des Hegelschen Systems überdauernd hat sich
an ihm die Gemeinüberzeugung gebildet, daß es die Aufgabe der
Philosophie sei, irgendwie zum System zu kommen. Erst seitdem
 
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