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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0031
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Achiqar und Aesop.

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Selbständige Gestaltung des gleichen Motivs erkenne ich
weiter
1. Ach. Syr. 125 (Nöld. S. 48. 28); Aes. 122 (IV), 123 (IV),
123b (IV); vgl. Babr. 38 (III), 143 (IV).
Mit dir, mein Sohn, ging's mir wie dem Baum, der zu denen,
welche ihn fällten („den Holzhauern“ Smend), sagte: „hättet
ihr nicht etwas von mir in den Händen, so fielet ihr nicht über
mich her (wäret . . hergefallen Smend).“
Die angeführten griechischen Fabeln bieten zwei Versionen,
die beide auf Babrius zurückgehen. Der Gedanke der ersten
Fabel ist dem der Achiqarfabeln durchaus parallel, schmerzliche
Klage über Untreue des eigenen Geschlechts, nur daß er in der
orientalischen Fabel, wo der Baum den Holzhauern vorzuwerfen
scheint, daß sie ohne die aus seinem Holz gefertigten Beilschäfte
nicht mit ihm fertig geworden wären, mehr ins Höhnische gewandt
ist. Das Motiv selbst läßt sich in Griechenland bis auf Aeschylus1
zurückverfolgen, wo der Adler darüber klagt, daß der Todespfeil
mit Adlerfedern beschwingt ist. ln der anderen Fabel beklagen
sich die Bäume über die Holzhauer bei Zeus, der ihnen antwortet,
sie seien selbst schuld, da sie das Material zu den Klötzen lieferten,
mit denen sie entwurzelt werden. — Also das gleiche Motiv ver-
schieden abgewandelt, wie so oft in diesen Rhetorenfabeln2. Es
liegt jedoch kein Grund vor, beide auf eine ältere Form zurück-
zuführen und diese in der Achiqarfabel zu suchen.
Als unsicher bezeichnet Smend
9. Ach. Syr. 125 (Nöld. S. 48. 30); Aes. 88(1); Babr. 32 (III);
Ign. Diac. I 39 (IV); Aes. 149 (11).
Du warst mir, mein Sohn., wie jenes Wiesel, dem man sagte:
„laß vom Stehlen ab, so darfst du im Königspalast nach Belieben
aus- und eingehen,“ das aber antwortete: „wenn ich gleich silberne
Augen und güldene Tatzen (silberne Ohren Smend) bekäme (hätte
Smend), ließe ich doch nicht vom Stehlen ab.“
Die Beobachtung, daß die Katze (bzw. das Wiesel) nicht vom
Ma usen läßt — man vgl. auch die analoge Geschichte vom frisch
gebadeten Schwein, das sich in der Pfütze wälzt (Achiqar, Nöld.
S. 47. 18) — ist wie bei allen Völkern auch bei den Griechen schon

1 139 F Tr Gr Nauck.
2 Vgl. Neue Jahrb. I 316ff.
 
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