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Driesch, Hans [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0007
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Logische Studien über Entwicklung.

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Zweitens kann gedacht werden, daß eine d. h.
eine bestimmte, bestimmt geordnete materielle Mannigfaltigkeit,
in oder außerhalb des sich entwickelnden Dinges vorhanden sei,
welche den zur Zeit Q bestehenden Zustand des Dinges in einen
solchen Zustand zur Zeit tg überführt, der ihr selbst, der Maschine,
an Mannigfaltigkeit gleich ist, so daß ihre Mannigfaltigkeit jetzt
gleichsam mit 2 multipliziert vorhanden ist. Diese Überführung
ist denkbar
a) dadurch, daß nur die zur Zeit Q schon vorhandenen Letzt-
teile des sich Entwickelnden durch die Maschine geordnet werden,
b) dadurch, daß auch fremde Teile von außen her in die Ord-
nung mit einbezogen werden.
[Beispiel für diesen Fall: Gegeben eine Gesamtheit von Messing-
stil'ten in bestimmter Anordnung und darüber auf einer Glas-
platte eine in lauter Quadraten angeordnete, also wenig ^mannig-
faltige" Menge von Markkügelchen; einige Kügelchen liegen auch
außerhalb der geordneten Menge. Die Platte wird elektrisiert: alle
Kügelchen des Haufens und einige andere fliegen an die Stifte;
ihre Anordnung stellt jetzt die Anordnung der Stifte noch ein-
mal dar].
Drittens kann das sich entwickelnde Ding im Anfangs-
zustand nur scheinbar weniger mannigfaltig gewesen sein als im
Endzustand, derart, daß es im ersten Zustand zwar eine sichtbar-
lich wenig mannigfaltige Verteilung seiner materiellen Teile, aber
eine sehr mannigfaltige Kräfteverteilung aufwies, während im
zweiten diese Kräfteverteilung sich in hoch-mannigfaltiger sicht-
barer Anordnung der materiellen Teile ausprägt.
ln diesem Falle ist das sich entwickelnde Ding im Anl'angs-
zustand selbst die ,,Maschine", durch welche es in den Endzustand
ü b e r ge f ü h r t wi r d.
Viertens kann gedacht werden, daß der zur Zeit Q beste-
hende Zustand eines sich Entwickelnden in einen hoch geordneten
mannigfaltigeren Zustand zur Zeit tg übergeht ohne das Dasein
irgendeiner vorgebildeten Maschine. Dann müssen, um den
naturlogischen Satz zu retten, daß der Grad einer Mannigfaltig-
keit sich im Werden nicht ,,von selbst" erhöht^, nicht-materielle
Bestimmungsagenzien als wirkend angenommen werden. Auch hier
* Dieser Satz ist ein Fundament der allgemeinen Kausalitätslehre;
s. S. 175.
 
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