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Driesch, Hans [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0016
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16

HANS DRIESCH:

heitslehre zu einer ganz vagen Vermutung, die nur aus dem logi-
schen Wunsche entspringt. Denn die Phylogenesis ist einmalig.
Nicht eine ,,Klasse" mit vielen Fällen ist gekannt, also auch keine
Ursache irgend welcher Art, deren Wirkung ,,erwartet" werden
könnte. Alles wird nur ,,gefordert", ja, daß die Phvlogenie über-
haupt ,,Wirkung" sei, wird gefordert !
Eben weil nun aber in einem höheren Sinne die einzelnen
Ontogenesen der Phylogenesis Abschnitte oder Teile sind, möchte
es sein, daß auch die Ontogenesis /rci geschieht. Die Ontogenesis
geschieht ja doch dann jedenfalls nicht ,,ebenso" wie bisher,
wenn die Phylogenesis einmal gerade einen ,,Schritt" tut; es
möchte also auch vielleicht ihr ,,ebenso wie bisher"-Geschehen in
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle letzthin aus dem (unbe-
kannten) Urgründe der Phylogenese unmittelbar entstammen,
von welchem Urgründe wir nun eben nicht wissen können, ob
er ein eigentlicher ,,Grund" sei, d. h. ob Bestimmtheit aus einem
daseienden ITc^cn heraus hier in Frage komme, oder nicht.
Die Ontogenesis beginnt mit der Furchung; die ist etwa
10mal wiederholte reine Zellteilung; dann wird es ,,anders". Wer
nun die Phylogenesis annimmt und sie in Analogie zur Ontogenesis
betrachtet, der kann nicht umhin zu sagen: nmal seien Genera-
tionen von derselben Spezifizität entstanden, aber das n + P" mal
sei es ,,anders geworden". Wir pflegen nun zu sagen: das onto-
genetische Anderswerden sei im Wesen von Entelecliie gegründet
und durch dieses IFc^r bestimmt, bei der Phylogenesis aber
möchte es sich vielleicht anders verhalten. Aber wir wissen im
Grunde auch von einem Bestimmtsein der Ontogenesis nichts;
denn daß es in irgend einem beliebigen Falle überhaupt zu
,,derselben" Ontogenesis kommt wie bei der vorhergegangenen
Generation, das gründet ja doch letzthin in der Phylo-
genese, über deren Bestimmtsein durch ein gegebenes, daseiendes
Wesen wir gar nichts wissen könnenh
Am befriedigendsten ist hier wohl die am Ende von Abschnitt 1
angedeutete Annahme: Freiheit oder Nichtfreiheit der Phylo-
genese bleibe dahingestellt, auf alle Fälle hat sie ein in-
soweit sie fertig geworden ist; und dieses Wesen, soweit
es da ist, bedeutet für die Ontogenesis den Werdebestimmer,

i 8. oben 8.10, Anm. 2. 8. auch AcuUsm&'en, 22 (1917), S. 114.
 
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