Metadaten

Driesch, Hans [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0022
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
22

HANS DRIESCH:

Wie verhalten sich die Begriffe ,,Entwicklung" und
,,Kausalität" zu einander? Sie müssen wohl in irgend einer
Beziehung zu einander stehen, da doch das nicht-materielle Agens,
das wir kurz nennen wollen, auf Materie ,,wirkt" und
von ihr Wirkungen empfängt.
A. Zur scharfen Umgrenzung der Begriffe aus der Kausalitäts-
gruppe überhaupt diene folgendes^:
a) Kausalität ist das dem JUer&Tt immanente Verhältnis der
logischen Konsequenz, des Kausalität ist ,,Funktion"
des Begriffspaars ,,Grund-Folge". Der setzt die JTer&-
mit. Beide sind letzthin stets Veränderungen, nie Zu-
stände; frühere Veränderung soll spätere Veränderung im Strome
des Werdens ,,mitsetzen".
b) Es können nun aber die Ergebnisse von Veränderungen
Zustände sein; sie sind es, wenn das Getriebe des Werdens zu
Gleichgewicht geführt hat. Daraus, daß für die Kausalitäts-
frage echte aktuelle Veränderungen und Zustände in Betracht
kommen, ergibt sich die Notwendigkeit scharfer Definitionen,
mögen diese auch zum Teil gekünstelt erscheinen.
c) Echte Ursache soll stets nur diejenige letzte Verände-
rung heißen, welcher die Wirkung als Veränderung in zeitlichem
unmittelbarem Anschluß folgt.
d) Bedingungen heißen die Zustände eines Systems, das
von der Ursache betroffen wird. Jede Wirkung erfolgt nun stets
aus der Ursache nach Maßgabe der Bedingungen. Ein wahres
,,Mitgesetztwerden" (vgl. b) der Wirkung wird also nur erreicht,
wenn nicht nur die echte Ursache, d. h. die letzte der Wirkung
vorangehende Veränderung, sondern wenn auch alle Bedingungen
mit in Betracht gezogen werden.
e) Es gibt konstante und temporäre Bedingungen; zu den
ersten gehören bei unbelebten Systemen die Massen der älteren,
die Einheiten der Elektrizitätsmengen der neueren Dynamik, zur
letzteren gehören Temperaturen, Geschwindigkeiten, potentielle
Energien usw. Die temporären Bedingungen gehören zu den Zu-

i Vgl. hierzu d. Or^. 1, S. 99 und 0. T. 8. 145 ff., 188 f., 202 f.,
208 ff. Das an den genannten Stellen Gesagte wird im folgenden teils schär-
fer gefaßt, teils ergänzt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften