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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0045
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Logische Studien über Entwicklung'.

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Die zweite Frage muß aus andernorts* dargeiegten Gründen
verneint werden; ja, es ergibt sich sogar, daß keine maschinelle
Theorie den embryologischen Experimentaltatsachen gerecht wer-
den kann. Damit ist auch die für den ,,Normalfall" ersonnene
Maschinentheorie hinfällig geworden: Die Embryologie, so darf
jetzt gesagt werden, ist grundsätzlich ein nicht-mechanisches Ge-
schehen (und zwar nicht-maschinelle Evolution). Das, was embryo-
logisch geschieht, ergibt sich nicht ,,aus den bekannten Vermögen
der einzelnen Urdinge als Resultante"; oder anders: eine Mannig-
faltigkeit wie die des embryologischen Geschehens (zumal des
regulatorischen), ist nicht auf präexistente rein materielle Mannig-
faltigkeit beziehbar.
G Mit Rücksicht auf die t'berpersönlichkeitsprobleme
kann nicht ,,experimentiert" werden, wenigstens nicht in den Fra-
gen, die die Hauptsache angehen: es ist ja nur ein ,,Fall" da,
und dessen ,,Ziel" ist unbekannt. Da kann also nicht ein Ver-
mögen mit Bezug auf das Ziel experimentiell nachgewiesen wer-
den, es bleibt alles mehr oder weniger dem Gutdünken, dem Glau-
ben überlassen. Nur gewisse Indizien kann es geben, zunächst für
dumzAcü überhaupt, dann auch für Adan hat das
Schema eines möglicherweise Vorhandenen, aber man hat nie
ein echtes AVissen um die Erfüllung des Schemas. Hier liegen die
Wurzeln des unbefriedigenden Wesens alles Wissens in phylo-
genetischen und geschichtlichen Dingen.
D. Die Erwägungen des Abschnittes 1 dieses Teils der Einter-
suchung sind naturlogisch, nicht rein logisch; das heißt: sie setzen
die Klärung der Begriffe Akhur, Zhwg, Fcrün&rung usw. voraus
und gehen erst dann an die logische Arbeit.
Sie fragen in der Form, in welcher jeder theoretische Natur-
forscher fragt, freilich, als ,,philosophische" Untersuchungen, mit
ausdrücklicher Betonung des Umstandes, daß es sich um logische,
um Ordnungsfragen handelt.
Biologie erscheint so als Teil der ,,Phvsik", wenn man
das Wort im weiten, d. h. im antiken Sinne nimmt. Und es er-
geben sich ,,two Sciences of nature", wie J. A. THOMSOiU den Sach-
verhalt einmal treffend ausgedrückt hat. —
i .P/?;7os. et t, S. 119—165. Siehe auch unten S. 51 f.
^ Jou/vnü X, 1911/12.
 
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