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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0034
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26

Rudolf Pagenstecher:

ersten Gruppe, gehören außer den Brunnenreliefs, das Münchener
Bauernrelief, das Polyphembild der Villa Albani, „alles idyllische
Stimmungsbilder“, wie Sievering bezeichnenderweise hinzufügt61.
Die erste Gruppe wird auf den griechischen Osten, die zweite
wegen der Verwandtschaft mit der — ein Menschenalter späteren
— Ara pacis62 auf Rom zurückgeführt. Alexandrien, für das seit
Schreiber und Waser63 nicht mehr viele eingetreten sind, schei-
det für ihn völlig aus. Die erste Gruppe ist hellenistisch, die
zweite römisch. Zwischen ihnen steht eine vorläufig noch wesen-
lose „campanische“ Gruppe (s. o. Anm. 47), nach ihnen folgen
Reliefs der späteren Kaiserzeit64.
III. Das landschaftliche Relief in Unteritalien.
Es ist möglich, den Ursprung des rein landschaft-
lichen, idyllisch-bukolischen Reliefs bis in die frühen
Zeiten des Hellenismus mit Sicherheit zurückzuführen.
dessen erste Hälfte, gehört es natürlich nicht. Dem Telephosfries steht es
seiner ganzen Anlage nach sehr nahe, doch bleibt das ihnen gemeinsame
Anordnungsprinzip auch noch auf sicher römischen Reliefs bestehen.
Die Verwandtschaft mit den von Amelung zusammengefundenen
römischen Giebelfiguren aus Via labicana (Röm. Mitt. XXIII, 1908, S. lff.)
fällt auf. Übrigens könnte man in Verbindung mit dem nahen Tempel der
Isis auf Vermutungen kommen, die durch die späteren Betrachtungen eine
Stütze gewinnen würden: das idyllisch-bukolische Relief ist alexandrinisch.
Doch gerät man hier auf zu unsichere Pfade. Daß das Relief von Tralles
nicht idyllischen, sondern mythologischen Charakters ist, hebt Ediiem Bey
ausdrücklich hervor. Zweifellos gehört es in einen größeren Zusammenhang
wie ihn der Telephosfries darstellt.
61 Sievering, Br.-Br. S. 631. Sievering ist inzwischen von seiner
Gipstheorie zurückgekommen, die ich jedoch durchaus aufrecht erhalten
muß, und setzt diese Gruppe in die claudische Epoche (nach gütiger brief-
licher Mitteilung), was den weiter unten gegebenen Ausführungen über
hellenistische Originalreliefs aus Gips natürlich nicht widerspricht. Daß
die claudische Kunst diesen eigentümlichen Stil besonders gepflegt hat, ist
durchaus denkbar. Rodenwaldt weist mich bestätigend auf die Stuck-
reliefs der Casa Farnesina hin (M. d. J. Suppl. Taf. 32ff.), in denen
sich die oben geschiedenen Gruppen gleichfalls trennen. Von ihnen dachte
sich schon R. die idyllischen in Stuckdekorationen entstanden und erst
später in Marmor nachgebildet.
62 Ebenda, Taf. 621, siehe jedoch Anm. 53 und 61.
63 Waser, a. a. O. Courbaud, Le Bas-relief romain ä representations
historiques, S. 268 ff.
64 Vgl. auch van Buren, The ara Pacis Augustae. The Journal of
Roman Studies III 1913 S. 134ff.
 
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