Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen. 9
14 a. Statt des zu Y. 31. 7 überlieferten gAw. röixnvm
will Andreas a. 0. 21, 30 roi§von(axi> — warum nicht
roi&von(oi}, mit -oi wie in viäucinöi = vibvanoi?\ vgl. auch
§ 14 b — gelesen wissen, und zwar mit der Begründung:
,,Das Metrum fordert an Stelle des überlieferten röi&Wdn einen
dativischen1) Infinitiv". Nach meiner Ansicht genügt ein
Zuviel oder Zuwenig einer Silbe gemäß dem strengen Er-
fordernis der Metrik allein nicht, um Korrekturen des über-
lieferten Wortlauts in den awestischen Gäthas zu recht-
fertigen. AVer wird heutzutage noch im Rgveda unter
gleichen Umständen jedesmal korrigieren wollen, so wie es
Andreas in den Gäthas tut [und wie auch ich es früher —
GäEäs (1879) 15ff. — getan habe], z. B. zu Y. 29. 11c, 30.
8 c, 31. 19 a2), usw. Man hat sich doch längst an den Be-
griff der über- und unterzähligen Reihen im Rgveda gewöhnt;
es genügt dafür auf Oedenberg Proleg. 66 ff. zu verweisen.
In den awestischen Gäthas spielt aber der Mangel oder der
Überschuß einer Silbe um des willen eine noch geringere
Rolle als in den vedischen Süktas, weil ihre Metrik im
Gegensatz zu der quantitierenden des Rgveda eine akzen-
tuierende ist; s. dazu meine AF. 3. 11 ff., sowie Meillet
JAs. 1900 a. 269 ff.3)
Meillet stimmt mir grundsätzlich bei, nur will er den gäthischen
Wörtern nicht wie ich den alten indoiranischen Wortakzent zuerkennen,
sondern einen besonderen, neuen iranischen ‘accent d’intensite’, der bei
mehr als zweisilbigen Wörtern auf der vorletzten Silbe und, wenn
diese leicht war, auf der drittletzten Silbe gestanden habe. Er verlegt
also das Eintreten jener Betonungsweise, die nachweislich im Mittel-
iranischen so große lautliche Zerstörungen in den mehrsilbigen Wörtern
hervorgerufen hat —- vgl. dazu Bthl. IF. 38. 32 ff. —, in ur- oder alt-
iranische Zeit. Dagegen aber läßt sich die Tatsache geltend machen.
’) Richtiger gesagt "dreisilbigen3; denn über andere Dinge als Silbenzahl
und, günstigstenfalls, Hochtonstelle kann die gäthische Metrik doch keine Aus-
kunft geben. Das hat jedenfalls Andreas sagen wollen.
2) Wo es Andreas doch nur erreicht, eine aus 8+8 (statt 7 + 9!)
Silben bestehende Zeile zu gewinnen.
3) Zu welch wichtigen Ergebnissen man zu gelangen vermag, wenn man
nur die Metrik auf die awestischen Texte richtig anzuwenden versteht, darüher
belehrt uns soeben Hüsing Porusätis (Ber. Forschinst. f. 0. & Or. 2) 22. Es
heißt da in Bezug auf die AwestaBüclier: „ . . . die vielen unmetrischen
Glossen, die uns eine einheitliche religiöse Anschauung vertrügen sollen, sowie
einen Propheten 'Zarafiustra’, dessen Name aber fast überall — vielleicht über-
haupt überall — nur unmetrircher Einschub aus späterer Zeit ist1-. [Korr. Note].
14 a. Statt des zu Y. 31. 7 überlieferten gAw. röixnvm
will Andreas a. 0. 21, 30 roi§von(axi> — warum nicht
roi&von(oi}, mit -oi wie in viäucinöi = vibvanoi?\ vgl. auch
§ 14 b — gelesen wissen, und zwar mit der Begründung:
,,Das Metrum fordert an Stelle des überlieferten röi&Wdn einen
dativischen1) Infinitiv". Nach meiner Ansicht genügt ein
Zuviel oder Zuwenig einer Silbe gemäß dem strengen Er-
fordernis der Metrik allein nicht, um Korrekturen des über-
lieferten Wortlauts in den awestischen Gäthas zu recht-
fertigen. AVer wird heutzutage noch im Rgveda unter
gleichen Umständen jedesmal korrigieren wollen, so wie es
Andreas in den Gäthas tut [und wie auch ich es früher —
GäEäs (1879) 15ff. — getan habe], z. B. zu Y. 29. 11c, 30.
8 c, 31. 19 a2), usw. Man hat sich doch längst an den Be-
griff der über- und unterzähligen Reihen im Rgveda gewöhnt;
es genügt dafür auf Oedenberg Proleg. 66 ff. zu verweisen.
In den awestischen Gäthas spielt aber der Mangel oder der
Überschuß einer Silbe um des willen eine noch geringere
Rolle als in den vedischen Süktas, weil ihre Metrik im
Gegensatz zu der quantitierenden des Rgveda eine akzen-
tuierende ist; s. dazu meine AF. 3. 11 ff., sowie Meillet
JAs. 1900 a. 269 ff.3)
Meillet stimmt mir grundsätzlich bei, nur will er den gäthischen
Wörtern nicht wie ich den alten indoiranischen Wortakzent zuerkennen,
sondern einen besonderen, neuen iranischen ‘accent d’intensite’, der bei
mehr als zweisilbigen Wörtern auf der vorletzten Silbe und, wenn
diese leicht war, auf der drittletzten Silbe gestanden habe. Er verlegt
also das Eintreten jener Betonungsweise, die nachweislich im Mittel-
iranischen so große lautliche Zerstörungen in den mehrsilbigen Wörtern
hervorgerufen hat —- vgl. dazu Bthl. IF. 38. 32 ff. —, in ur- oder alt-
iranische Zeit. Dagegen aber läßt sich die Tatsache geltend machen.
’) Richtiger gesagt "dreisilbigen3; denn über andere Dinge als Silbenzahl
und, günstigstenfalls, Hochtonstelle kann die gäthische Metrik doch keine Aus-
kunft geben. Das hat jedenfalls Andreas sagen wollen.
2) Wo es Andreas doch nur erreicht, eine aus 8+8 (statt 7 + 9!)
Silben bestehende Zeile zu gewinnen.
3) Zu welch wichtigen Ergebnissen man zu gelangen vermag, wenn man
nur die Metrik auf die awestischen Texte richtig anzuwenden versteht, darüher
belehrt uns soeben Hüsing Porusätis (Ber. Forschinst. f. 0. & Or. 2) 22. Es
heißt da in Bezug auf die AwestaBüclier: „ . . . die vielen unmetrischen
Glossen, die uns eine einheitliche religiöse Anschauung vertrügen sollen, sowie
einen Propheten 'Zarafiustra’, dessen Name aber fast überall — vielleicht über-
haupt überall — nur unmetrircher Einschub aus späterer Zeit ist1-. [Korr. Note].