Christian Bartholomae:
fern dieser allein die Teilung vid-vanöi zuläßt. Wiedemann Lit-
Praet. 44 hat zwar gemeint, die Teilung vidv-anoi sei durch den
gAw. Infinitiv vidüye gewährleistet, „in dem unverkennbar ein
Stamm vidu- vorliegt“. Andreas GGA. 1911. 29 dreht die Sache
vielmehr gerade um. Er räumt ein, daß mit der Schreibung vx-
duye vidve gemeint sein könne (vgl. GrlrPh. 1 a. 156 unter 19, Air-
Wb. 610 zu juye), „mit der selben Infinitivendung, die in gAw.
dävöi sicher bezeugt ist“. Aber „das v, das bei da- vor dieser
Endung *) erscheint, kann ein Spezifikum dieses Verbums gewesen
sein und darf nicht ohne weiteres anders beschaffenen Verben zu-
getraut werden“. Folglich liest er viboi* 2), ohne freilich ein zweites
Beispiel für die Schreibung -uye an Stelle von -s (oder -oi) aufzu-
zeigen. Folgerichtig hätte er auch vidvanoi anzweifeln müssen;
denn es ist doch nicht zu verkennen, daß sich gAw. vidvanoi zu
viduye genau so verhält wie ai. davcinc zu gAw. davoi.
14. Nun räume ich gern ein, daß die Zerlegung vidv-anoi
eine gewisse Unterstützung findet an dem lokativischen Infinitiv
gAw. roibivon (Y. 31. 7) — vgl. § 14 a —, insofern er nur in den
Wörtern jAw. °raebivaraebwis und raebwayeiti Verwandte zu
haben scheint. Ich habe im AirWb. 1482 die Herkunft der
Wörter als fraglich bezeichnet. Was mich davon abhielt, an
Geldners Ausführungen, Studien 48, anzuknüpfen und jAw.
raebivausw. mit dem Verbum iribyeiti (AirWb. 1521 f.) zusammen-
zunehmen, das waren die Wörter gAw. rasti (Y. 53. 9), räbgmo
(Y. 44. 17, 53. 6) und jAw. irirabaro (Y. 10. 12). Es schien mir
untunlich, sie von iribyeiti zu trennen, wie es Geldner tut; ge-
hörten sie aber zusammen, so könnten raebiua-, usw. auf dem ge-
wöhnlichen Weg nicht damit vereinigt werden. Ich habe mich
dabei allzuängstlich an den im Vorwort zum AirWb. XXII f. aus-
gesprochenen Grundsatz gehalten: „im Zweifel lieber auseinander
halten als vereinen“. Die awest. Wörter räbomo, iribyeiti und rae-
bwa- gehören wirklich zusammen; und sie lassen sich auch mit-
einander vereinigen, und zwar ebenso wie z. B. ai. sddliati, sidhyati
und sisedha (RV. 1. 32. 13, vgl. Oldenberg Rgv. 1. 33) oder wie
got. fodjan, ai. pitüh, jAw. °pibiva- und lit. petas, gr. Ttareojuai, usw.;
vgl. Brugmann Grdr.2 t. 504, Osthoff Suppletivw. 55 f., Reichelt
KZ. 39. 12, ua.
0 D. 1. gAw. -öi.
2) Das wäre eine Bildung wie ai. drse, nir-aje, usw., s. Delbrück Ai\ . 221,
Reichelt AwElementarb. 198 f.
fern dieser allein die Teilung vid-vanöi zuläßt. Wiedemann Lit-
Praet. 44 hat zwar gemeint, die Teilung vidv-anoi sei durch den
gAw. Infinitiv vidüye gewährleistet, „in dem unverkennbar ein
Stamm vidu- vorliegt“. Andreas GGA. 1911. 29 dreht die Sache
vielmehr gerade um. Er räumt ein, daß mit der Schreibung vx-
duye vidve gemeint sein könne (vgl. GrlrPh. 1 a. 156 unter 19, Air-
Wb. 610 zu juye), „mit der selben Infinitivendung, die in gAw.
dävöi sicher bezeugt ist“. Aber „das v, das bei da- vor dieser
Endung *) erscheint, kann ein Spezifikum dieses Verbums gewesen
sein und darf nicht ohne weiteres anders beschaffenen Verben zu-
getraut werden“. Folglich liest er viboi* 2), ohne freilich ein zweites
Beispiel für die Schreibung -uye an Stelle von -s (oder -oi) aufzu-
zeigen. Folgerichtig hätte er auch vidvanoi anzweifeln müssen;
denn es ist doch nicht zu verkennen, daß sich gAw. vidvanoi zu
viduye genau so verhält wie ai. davcinc zu gAw. davoi.
14. Nun räume ich gern ein, daß die Zerlegung vidv-anoi
eine gewisse Unterstützung findet an dem lokativischen Infinitiv
gAw. roibivon (Y. 31. 7) — vgl. § 14 a —, insofern er nur in den
Wörtern jAw. °raebivaraebwis und raebwayeiti Verwandte zu
haben scheint. Ich habe im AirWb. 1482 die Herkunft der
Wörter als fraglich bezeichnet. Was mich davon abhielt, an
Geldners Ausführungen, Studien 48, anzuknüpfen und jAw.
raebivausw. mit dem Verbum iribyeiti (AirWb. 1521 f.) zusammen-
zunehmen, das waren die Wörter gAw. rasti (Y. 53. 9), räbgmo
(Y. 44. 17, 53. 6) und jAw. irirabaro (Y. 10. 12). Es schien mir
untunlich, sie von iribyeiti zu trennen, wie es Geldner tut; ge-
hörten sie aber zusammen, so könnten raebiua-, usw. auf dem ge-
wöhnlichen Weg nicht damit vereinigt werden. Ich habe mich
dabei allzuängstlich an den im Vorwort zum AirWb. XXII f. aus-
gesprochenen Grundsatz gehalten: „im Zweifel lieber auseinander
halten als vereinen“. Die awest. Wörter räbomo, iribyeiti und rae-
bwa- gehören wirklich zusammen; und sie lassen sich auch mit-
einander vereinigen, und zwar ebenso wie z. B. ai. sddliati, sidhyati
und sisedha (RV. 1. 32. 13, vgl. Oldenberg Rgv. 1. 33) oder wie
got. fodjan, ai. pitüh, jAw. °pibiva- und lit. petas, gr. Ttareojuai, usw.;
vgl. Brugmann Grdr.2 t. 504, Osthoff Suppletivw. 55 f., Reichelt
KZ. 39. 12, ua.
0 D. 1. gAw. -öi.
2) Das wäre eine Bildung wie ai. drse, nir-aje, usw., s. Delbrück Ai\ . 221,
Reichelt AwElementarb. 198 f.