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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0007
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Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen. 7

11. Man führt noch zwei weitere Formen an, die ebenfalls
die w-Haltigkeit des Verbums 'geben5 auch auf griechischem Boden
dartun sollen: ark. ATTYAOAX (öuruboac;) und kypr. duvanoi (öu-
/avoi). Es scheint mir aber sehr zweifelhaft, ob deren herkömm-
liche Erklärung zutreffend ist. [Ficks biboacn, VglWb.4 1. 70,
lasse ich beiseite, da die von ihm befürwortete Fassung der
Form, soviel ich sehe, nirgends Zustimmung gefunden hat; vgl.
übrigens § 12 zu ark. drruboac; ]
12. Ich möchte das ark. dmjboac;, Part. Aor., mit der kypr.
Optativform duvanoi wesentlich enger verknüpfen, als es bisher ge-
schah; s. H offmann GrD. 1. 264, Brugmann-Thumb a. 0. 53, 323,
335, 403. Man nimmt an, °6oag stehe für °böJra(;. Das ist ja an
sich ganz wohl möglich. Das Wort findet sich in der tegeatischen
Bauinschrift, die im jonischen Alphabet geschrieben ist, also das
DigammaZeichen nicht verwendet. Ich sehe jedoch nicht, warum
man das Verhältnis von ark. °böaq zu bopevog (s. § 9) anders fassen
soll als das von ark. ANE0EAN (avefieav), böot. ANEOEAN (ave
fieav), ANE01AN (avethav)x) und kypr. liatethijan (Kaxethjav) zu fie
gevoc;. Diese aber haben ganz gewiß niemals ein u enthalten.
Ich setze die Gleichung an, ark. efieav: kypr. ethijan (efiijav) -
ark. °boac;: kypr. duvanoi (bu/avoi); d. h. es verhält sich meines Er-
achtens -ea- zu -ija- wie -oa- zu -uva-. Die im Hiat mit folgen-
dem a stehenden Sonanten e und o wurden im ark.-kypr. Dia-
lekt sehr geschlossen gesprochen, so daß bei den Schreibern
Zweifel entstehen konnten, ob die Zeichen für e und o oder die
für i und u geeigneter wären, den gehörten Laut darzustellen.
In den arkadischen Inschriften verwendete man die ersteren Zeichen
dafür, in den kyprischen, insbesondere in der Inschrift von Eda-
lion, schrieb man die Laute mit i und n; vielleicht wurden sie
auch auf Kypros noch geschlossener gesprochen als in Arkadien.
In der Edalionlnschrift hat man weiter den zwischen diesen Vo-
kalen und dem folgenden a sich einstellenden Übergangslaut durch
j und v (d. h. durch Verwendung der Silbenzeichen ja und va) be-
sonderen Ausdruck gegeben.2)
13. Was nun aber die vorgeschlagene Zerlegung des aind.
Infinitivs daväne "geben5 in däv-äne angeht, so findet sie doch an
dem gAw. Infinitiv vidvanöi 'wissen5 ein starkes Hindernis, inso-
x) Auch ANEOEIAtsl (dveöeiav) geschrieben; f. dazu TuusißGrD. 220f., Brug-
mann-Tiiumb a. 0. 77. 2) Vgl. Sommer KritErl. 162.
 
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