Metadaten

Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0031
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen. 81

ist es, die in den mpB. Texten durch p r -J— Zeichen 4 oder 5
zum Ausdruck gebracht wird; es sind a-Zeichen in der Geltung
h, der kurze Sonant ist unbezeichnet gelassen. Das Nebeneinan-
der von mpB. freh und freh hat seine Parallele in dem von mpB.
deh (d da), das sich in np. dth fortsetzt, und dch (da) = np. dili\
s. § 16. Ferner finden wir neben mpB. seh (s da) 'drei’ im MpT.
seli (SH), und anderseits steht neben mpT. zreh (ZRYH, § 14) im
MpB. zreh (z r a1) = np. zirih.
18. Aber auch in den mpB. Texten ist zreh noch bezeugt.
Neben der Schreibung z r -f- Zeichen 5 begegnet uns häufig die
mit z r —f— Zeichen 3. So steht z. B. im Seenkapitel des Bunda-
hisn Bd. 25. 12 ff. immer zr -f 5, aber GrBd. 81. 9 ff. immer
z r -j- 3, ausgenommen die Pluralbildung mit -cm, die 81. 9 und
84. 4 z r aan = zreh an2) geschrieben ist. Mit z r -j- 3 soll
offenbar auch nichts anderes zur Darstellung kommen als mit z r
-f- 1 oder 2, nämlich zreh; man vergleiche die Schreibung von
frapih 'copiosus' (= np. farbih, färbt, s. AirWb. 984) durch p rp -f- 3
Bd. 38. 20, nur daß hier der Schlußhaken nicht lang gezogen ist
(s. § 15 a. E.). Das scheint dafür zu sprechen, daß auch das mit
p r —j— 3 gegebene Wort für 'mehr’ nichts anderes ausdrücken
soll als eben freh.
19. Es ist jedoch nicht außeracht zu lassen, daß das Wort
mehr’ auch im MpT. verschiedene Auslautsgestalten aufzeigt.
Hier jedoch sind die Zeichen eindeutig; die Verschiedenheit der
Schreibung des Begriffs erweist hier die Verschiedenheit seines
Lautbilds. Neben FRYIT, d. i. freh, steht FR’Y M 1. 413), 215,
S 7 d. 18, womit nur früy gemeint sein kann.4) Dies aber setzt
zweifellos das alte *fräf fort, s. jAw. frayo, § 14.
0 Zeichen 5 ; s. § 18.
2) Neben zreh steht also im GrBd. zrehän. Ist die Bedingung für die
Minderung der Sonantendaaer vor h oder eine der Bedingungen dafür die Ver-
schiebung des Haupttons auf die folgende Silbe? zreli, aber zrehän? freh,
aber frehistl (usw.). Das ist an sich recht wahrscheinlich. Dafür spricht z. B.,
daß für den alten Adverbialausgang -Ihäh (s. WZ KM. 30. 16 f.) wohl -ihä mit
Verlust des auslautenden h eintritt, aber niemals -ihcili mit Kürzung des ä er-
scheint. Auch in dem Ausgang der Abstrakta -th geht späterhin h unter (s.
ebd.), aber niemals erfolgt Kürzung; Pluralbildungen zu den Abstrakten waren
jedenfalls nicht häufig. Aber für die Kürzung bei mpB. seh, np. sih 'drei’
aus seh (s. dazu Bthl. ZumAirWb. 69) muß doch wohl ein andrer Grund vorliegen.
3) Hier mit P am Anfang, s. S. 28 No. 3.
4) Was PR’Y (s. die vorhergehende Note) in M 20 a. E. bedeutet, ist
nicht zu ermitteln.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften