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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0032
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32

Christian ßartiiolomae:

20. Es steht also meines Erachtens folgendes fest: 1) das
mpers. Wort für 'mehr' fr hat im MpT. zweierlei Schrift- und
Lautgestalt: freh und fräy; im MpB. — wenn alleinstehend —
zweierlei Schriftgestalt: p r + 1 (oder 2) und p r —3.1) Wenn
nun diese letztere ebenfalls fräy gelesen werden kann — und das
steht außer Zweifel; fräy ist sogar die nächstliegende Lesung; um-
schreibt doch der Pazandist zu Bd. 38. 20 (bei Antia PazT. 79. 9)
selbst p r p-f 3 = np. farbih, fo.rbi 'fett’ (§ 18) mit dem ganz un-
möglichen fraväi 1 —: ist es da nicht recht wahrscheinlich, daß
auch im MpB. ebenso wie im MpT. für 'mehr5 freh und fräy
nebeneinander üblich waren, daß somit durch die zwiefache
Schreibung zwei verschiedene Wortbilder zum Ausdruck kommen
sollen? Das war wohl auch Salemanns letzte Ansicht, s. BullAc-
Pet. 1912. 47.
21. Wie nun der jüngere Komparativ freh zum Superlativ
frehist ausgestaltet wurde, s. § 13f., so konnte auch dem älteren
fray schon in älterer Zeit ein fräyist beigesellt werden. Das aber
läßt sich ohne jeden Zwang aus der Zeichenreihe p ra d ddt
oder p ra ddt (wo ein d-Zeichen fehlte)2 *) herauslesen, mit denen
das AVort für 'meist’ in den mpB. Texten geschrieben wird. Es
würde das nicht erweisen, daß die Pazamdierung mit frdhist (§ 13)
falsch ist. Ein frehist — so die richtige Lesung, s. § 17 — neben
freh macht durchaus den Eindruck des Echten. Da aber neben
freh in gleichem Sinn fräy üblich war, so ist auch das Vorhan-
densein eines fräyist neben frehist durchaus wahrscheinlich; die
Schreibung p ra d ddt gestattet nun beide Lesungen gleich
gut; es ist darum sehr wohl möglich, daß beide Wörter darin
enthalten sind.
22. Vielleicht kommt uns einmal das TurfanPahlavi mit
seiner eindeutigen Schrift zu Hilfe, das uns ja auch schon die
Bedeutung von p r -j- 3 enthüllt hat. Es ist gewiß verführerisch,
das M 473 b. 4 bezeugte PK’YST fräyist zu lesen, das wäre zu-
meist'. Die bisher gegebenen Deutungen des Worts — s. Sale-
mann ManStud. 1. 116 — sind sicherlich unhaltbar; aber bei der

0 PV. 3. 29 steht auffälligerweise in allen guten II and schlitten (s. San-
jana Yend. zSt.) p 1 + 3, mit dem 1-Zeichen!
2) Eine bei der Aufeinanderfolge mehrerer d-Zeiehen überaus häufige
Erscheinung.
 
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