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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0044
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Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 43

Grundlage neuen Rechtes wird, in der Dist. VIII, c. 1 unter der
Überschrift Iure divino omnia sunt communia Omnibus; iure vero
constitutionis hoc meum, illud alterius est jenes Wort Augustins
aus dem Traktat zu Johannes, das, gegen die Donatisten gerichtet,
nach der Meinung des Verfassers gerade das auf kaiserlichen
Konstitutionen ruhende Recht auf den kirchlichen Sonderbesitz
stützen soll, weiter in Dist. XLVII, c. 8 ein Predigterguß des
Ambrosius: Propria dicis? quae? ex quibus reconditis in hunc mun-
dum detulisti? Quando in hanc lucem ingressus es lucem, —- quibus
quaeso facultatibus quibusque subsidiis stipatis ingressus es? Er
fährt dann freilich fort: Proprium nemo dicat, quod est commune
quod plus quam sufficeret sumptum etiam violenter obtentum est.
WelchemGebrauch oder Mißbrauch aber solche aus dem Zusammen-
hang gerissenen und in Umlauf gesetzten Worte ausgesetzt waren,
können wir aus dem Schicksal der Augustinstelle sehen, die bei
Franck und also auch Rothmann nicht im Sinne der Empfehlung
des menschlich-kaiserlichen, sondern des natürlich-göttlichen Rech-
tes angezogen und als Bestätigung dem Clemensbrief zur Seite
gestellt wird: „Und auch Augustinus sagt: es werd aus mensch-
lichem und nit aus göttlichem Recht gesagt: Das Dorf ist mein“.
Und es ist in der Tat kein Zweifel, daß man im Mittelalter die
communis omnium possessio bei Isidor, bezw. Gratian als die
„Vollsozialisierung“, nicht als Gesamteigentum aller an einigem,
sondern als Gemeinbesitz an allem verstand, wie Alexander von
Haies zeigt1.
Thomas von Aquino löst sich nicht von den allgemeinen Grund-
lagen. Es fällt ihm nicht ein, die Aufhebung des Privateigentums
zu verlangen, weil es durch die Sünde entstanden sei, und er ist
überzeugt, daß die urchristlichen Verhältnisse nicht bestimmt
waren, ein Muster für eine weltgeschichtliche Entwicklung abzu-
geben2. Er will alles in die Gesinnung verlegen, in der der Mensch
sein Eigentum gebraucht — nämlich zum Nutzen der Gesamtheit
und insofern nicht als sein Eigentum, eine innere Vereinigung
1 Summa p. III, 9. 27, memb. III, Art. 2 (communis est omnis possessio
— si ergo sanctio ista mutata est, ita ut meo iure sit aliquid proprium —),
s. Carlyle S. 143 (wo das Zitat falsch ist). Obgleich das also hier bezw.
bei Gratian-Isidor unter dem ius naturale — commune omnium nationum ius
befaßt wird, leitet die Kanonistik andererseits ex iure gentium das Sonder-
eigentum ab, s. W. Endemann, Die nationalökon. Grundsätze d. canon.
Lehre, 1863, S. 177. Man sieht das Schwanken.
2 Summa cath. fid. contra gent. III, 135, Tröltsch S. 135.
 
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