Metadaten

Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 16. Abhandlung): Stiftung und Kultsatzungen eines Privatheiligtums in Philadelpheia in Lydien — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37693#0047
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Stiftung und Kultsatzungen eines Privatheiligtums in Philadelpheia. 45

D. Verhältnis des Altarkreises zu den Kulten von Philadelpheia.
Pergamenische und Orphische Einflüsse?.
Die Eigenart des von Dionysios gestifteten Kultes zeigt sich
deutlich erst, wenn wir ihn mit dem vergleichen, was sonst über
die Kulte von Philadelpheia bekannt ist. Da das zerstreute Material
der Inschriften schwer zu überblicken ist, kann ich hier nur einen
Versuch geben, und auch der wäre noch unzureichender ausge-
fallen, wenn mich nicht A. v. Domaszewski mit seinen Scheden
und seiner Mitarbeit unterstützt hätte. Ich möchte betonen, daß
ich keine Rekonstruktion der Kultgeschichte Philadelpheias ver-
suchen will, sondern nur ganz kurz die Tatsachen registriere.
Wir sahen schon, daß von den Göttern des Altarkreises sich
wenigstens einige auch sonst in Philadelpheia nachweisen lassen:
Zeus (§ 9), vielleicht Hestia, zum mindesten eine πάρεδρος, die
sich im hellenistischen Altarkreis interpretatione Graeca Hestia
benennen ließe (§§ 9, 10), Arete (§ 25), Chariten (§ 59), Nike (§ 60).
Plutos zwar nicht, aber auffallend viele Menschennamen, die
πλούτος in sich tragen (§22). Agathe Tyche kann ich nicht nach-
weisen, jedoch Münzen von Philadelpheia bieten wenigstens Τύχη
(vgl. § 54), die zwar nicht, identisch ist mit Ag. T., aber der Τύχη
der Stadt mochte die Άγ. T. des Hauses doch in mancher Hinsicht
entsprechen. Wenn man theophore Namen oder Menschennamen,
die begrifflich mit den Altargottheiten zusammengebracht werden
können, heranziehen darf, wie ich das, natürlich mit der gebotenen
Vorsicht, bei Plutos tat, wird man auf Τύχη (KPr. III 32), Εύτυχάς
(ebda. III 19), Εύτυχιανός (I 74) hinweisen mögen. Zu Hygieia
auf Ύγεΐνος (III 21), zu Nike auf Νίκη (Le Bas 661) und Παντονίκη
Ηλουτίωνος (I 80), zu den Theoi Soteres und Zeus Soter auf
Σωτήρ (III 30).
Nur durch unseren Altarkreis bekannt sind also für Phila-
delpheia Eudaimonia, Agathos Daimon, Mneme, nur durch den
Rest unserer Inschrift Agdistis (§97).
Dies ist die einzige Konzession an die epichorischen Kulte,
von denen wir sonst eine ganze Reihe kennen, auch Μήτηρ Gestal-
ten, Sonderformen der großen Göttermutter, die unter verschie-
denen lokalen Beinamen verehrt wurde. Ich darf wohl, da eine
Sammlung der philadelphischen Kulte nicht existiert, diejenigen
Texte, die auch für den zweiten Teil unserer Inschrift mit seinen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften