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O. Weinreich:
latur wie Σελεύκου Διός Νικάτορος καί Άντιόχου Απόλλωνος Σωτηρος
halte ich bis zum Beweis des Gegenteils bei einem Attaliden für
ebenso unerhört, wie es für Stratonike unerhört wäre, wenn sie
Hestia hieße. Freilich bei den Römischen Kaisern gibt es Livia
= Vesta (Ovid, ex Ponto IV 13, 29), Εστίαν Βουλαίαν Άγριππίναν
(IG. XII 3, 1392 = Dessau 8790b), Ιουλίαν Σεβαστήν Εστίαν νέαν
Δήμητρα (CIG. 3642=Cagnat IGR. IV, 180), Ζευς Βουλαΐος
Γερμανικός Ιναΐσαρ (IG. XII, 3, 1393, vgl. zu allen Riewald, De
imperat. Dom. cum certis dis et comparatione et aequatione, Diss. Phil.
Hai. XX 3, S. 278, 295, 309).
§ 80. Pergamenischer Herrscherkult scheint mir also in Διός Εύμε-
νοΰς und Εστίας unserer Inschrift nicht vorzuliegen. Es ist schon
der wirkliche Zeus, nicht ein divus Eumenes II. Nur das eine möchte
ich zugeben: Für die Wahl des Beinamens dieses Zeus mag die
Erinnerung an das rühm- und segensreiche Regiment des Eume-
nes II., ein Anklang an den Gott gewordenen Αεος Εύμένης Σωτήρ
vorliegen; das darf man wohl in einem Privatkult eines Mysten-
vereins in der Attalidenstadt Philadelpheia annehmen. Der in
Philadelpheia nachgewiesene Kult des Dionysos Kathegemon
(s. § 75), der mit Mysterien verbunden und von Anfang an mit
dem Attalidenkult verknüpft war, kann die Anregung dazu gegeben
haben. Auch die Tatsache der monatlichen und jährlichen Opfer
im οίκος des Dionvsios (Zeile 55j kann vom Staatskult her bedingt
sein, da war ja gerade monatliche Feier typisch. Wenn im perga-
menischen Staatskult Zeus und Athena νικηφόρος, die dem Hoch-
sitz des Landes Sieg verleihen, Asklepios, der die Gesundheit gibt,
Dionysos, der den Schmuck des Lebens darreicht (v. Prott, a. a. O.
187), dominierten, so mag man damit die bescheideneren, aber im
Wesen ähnlichen Gedankengänge vergleichen, die in unserem
οίκος Zeus, Hygieia, Chariten, Nike ansiedelten. Zeus-Hestia
mag angeregt sein durch Hestia Bulaia und Zeus Bulaios in Per-
gamon, die wir aus dem Dekret von Elaia kennen (OI. 332, 49),
und dieser pergamenische Kult durch den attischen; Belege bei
Dittenberger not. 33.
Endlich möchte ich noch eine weitere Anregung von Per-
gamon her vermuten, auch hier nur eine Anregung, nicht
mehr. Denn im ganzen trägt der Kultkreis des Dionysios,
§ 81. scheint mir, doch ein individuelles Gepräge. Die Anregung, die
ich meine, ging wohl vom
O. Weinreich:
latur wie Σελεύκου Διός Νικάτορος καί Άντιόχου Απόλλωνος Σωτηρος
halte ich bis zum Beweis des Gegenteils bei einem Attaliden für
ebenso unerhört, wie es für Stratonike unerhört wäre, wenn sie
Hestia hieße. Freilich bei den Römischen Kaisern gibt es Livia
= Vesta (Ovid, ex Ponto IV 13, 29), Εστίαν Βουλαίαν Άγριππίναν
(IG. XII 3, 1392 = Dessau 8790b), Ιουλίαν Σεβαστήν Εστίαν νέαν
Δήμητρα (CIG. 3642=Cagnat IGR. IV, 180), Ζευς Βουλαΐος
Γερμανικός Ιναΐσαρ (IG. XII, 3, 1393, vgl. zu allen Riewald, De
imperat. Dom. cum certis dis et comparatione et aequatione, Diss. Phil.
Hai. XX 3, S. 278, 295, 309).
§ 80. Pergamenischer Herrscherkult scheint mir also in Διός Εύμε-
νοΰς und Εστίας unserer Inschrift nicht vorzuliegen. Es ist schon
der wirkliche Zeus, nicht ein divus Eumenes II. Nur das eine möchte
ich zugeben: Für die Wahl des Beinamens dieses Zeus mag die
Erinnerung an das rühm- und segensreiche Regiment des Eume-
nes II., ein Anklang an den Gott gewordenen Αεος Εύμένης Σωτήρ
vorliegen; das darf man wohl in einem Privatkult eines Mysten-
vereins in der Attalidenstadt Philadelpheia annehmen. Der in
Philadelpheia nachgewiesene Kult des Dionysos Kathegemon
(s. § 75), der mit Mysterien verbunden und von Anfang an mit
dem Attalidenkult verknüpft war, kann die Anregung dazu gegeben
haben. Auch die Tatsache der monatlichen und jährlichen Opfer
im οίκος des Dionvsios (Zeile 55j kann vom Staatskult her bedingt
sein, da war ja gerade monatliche Feier typisch. Wenn im perga-
menischen Staatskult Zeus und Athena νικηφόρος, die dem Hoch-
sitz des Landes Sieg verleihen, Asklepios, der die Gesundheit gibt,
Dionysos, der den Schmuck des Lebens darreicht (v. Prott, a. a. O.
187), dominierten, so mag man damit die bescheideneren, aber im
Wesen ähnlichen Gedankengänge vergleichen, die in unserem
οίκος Zeus, Hygieia, Chariten, Nike ansiedelten. Zeus-Hestia
mag angeregt sein durch Hestia Bulaia und Zeus Bulaios in Per-
gamon, die wir aus dem Dekret von Elaia kennen (OI. 332, 49),
und dieser pergamenische Kult durch den attischen; Belege bei
Dittenberger not. 33.
Endlich möchte ich noch eine weitere Anregung von Per-
gamon her vermuten, auch hier nur eine Anregung, nicht
mehr. Denn im ganzen trägt der Kultkreis des Dionysios,
§ 81. scheint mir, doch ein individuelles Gepräge. Die Anregung, die
ich meine, ging wohl vom