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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0013
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Logische Studien über Entwicklung.

13

Die Lösung der Aufgabe wird ohne weiteres gegeben in fol-
gender Erwägung: Das System muß sich nach Fall 3 der Aufgabe II
entwickeln, es muß aber zugleich von denjenigen Teilsystemen,
welche aus seiner ersten, durch Teilung geschehenen Umwandlung
aus einem System mit einfachen Elementen zu einem System
von in gleiche Gruppen zusammengeschlossenen Elementen resul-
tierten (und ja für sich Systeme mit vereinzelten Elementen sind),
eine Anzahl absondern aus der Verwendung für die eigene Ent-
wicklung und von sich abstoßen. Diese Absonderung und Absto-
ßung könnte auch erst auf einer späteren Stufe der Entwicklung
erfolgen. [Empirisches Beispiel: Ein sich unter dauernder Wahrung
vollendeter Regulabilität entwickelnder Organismus, welcher sich
zugleich ,,vermehrt“ oder ,,fortpflanzt“.]
Der Begriff der „Vermehrung“ läßt sich natürlich auch den
Fällen 2, ja sogar 1 der Aufgabe II angliedern. Grundvoraus-
setzung für ihn ist der Übergang des Ausgangssystems in ein
äquipotentielles Gruppensystem, wie wir kurz sagen können.
Denkbar ist auch der sehr vereinfachte Fall, daß nur ein die
Fortpflanzung leistendes Partialsystem (ein „Keim“) vorhanden
ist. Aber auch dann muß sich das aus vereinzelten Elementen
bestehende Ausgangssystem zum mindesten in eine „Gruppe“
von 2 Partialsystemen sondern, deren eines die „Entwicklung“
leistet, während das andere „Keim“ ist.
Bei einer Entwicklung unter dauernder Wahrung vollendeter
Regulabilität, also vollendeter harmonischer und komplexer Äqui-
potentialität, ist eigentlich jedes Partialsystem potentia Keim
[Lebermoose]. —

Das wesentliche Ergebnis der Analyse unserer drei „Aufgaben“
mit Rücksicht auf eine Ontologie des evolutiv-entelechialen Ent-
wicklungsgeschehens ist dieses:
Wo immer ein System mit vereinzelten Elementen den
Ausgang bildet, wo es aber zu einer Entwicklung mit harmonischer
und komplexer Äquipotentialität kommen und wo Vermeh-
rung gewährleistet sein soll, da muß der Übergang des gegebenen
Ausgangssystems in ein System mit zu gleichen Gruppen
zusammengeschlossenen Elementen der erste Schritt des
Geschehens sein. Die bloße Vermehrung erfordert mindestens die
Bildung zweier gleicher Gruppen oder Partialsysteme; die auf
 
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