Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.
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wir noch aus Zeugnissen der späteren Zeit kennen, denen wiederum
schon Schiaparelli die verdiente Beachtung geschenkt hat.
Ein Kommentator der aristotelischen Schrift über den Himmel
erzählt uns, „Platon habe ausgehend von der Überzeugung, daß
den himmlischen Bewegungen die Kreisform, Gleichmäßigkeit und
Ordnung eigen sein müsse, den Mathematikern die Aufgabe ge-
stellt zu zeigen, was für Voraussetzungen man machen müsse, um
die Erscheinungen, die die Irrsterne darbieten, aus gleichmäßig
verlaufenden geordneten Kreisbewegungen erklären zu können“1,
worauf es dann Eudoxos zuerst gelungen sei, eine befriedigende
Lösung zu finden. Ferner lesen wir bei Plutarchos, „daß Platon,
als er alt geworden, bereute, die Erde in die Mitte des Weltalls
an einen ihr nicht gebührenden Platz gesetzt zu haben, ... da
diesen wichtigsten Platz im Mittelpunkte der Welt etwas anderes,
besseres einzunehmen verdiene“2, und als Gewährsmann für diese
Notiz führt Plutarchos den Theophrastos an, dem als ältestem
Geschichtschreiber der Astronomie und Schüler des Aristoteles
die Bedeutung einer Quelle allerersten Banges zukommt. Außer-
dem ist noch bemerkenswert, daß Aristoteles selber in einem Bericht
über die astronomischen Lehren des Timaios behauptet, Platon
sage dort von der Erde aus, daß sie um ihre Achse umrolle. Nach
dem oben Dargelegten ist das ein Mißverständnis der Worte
Platons. Denn der Gedanke der Achsendrehung der Erde ist un-
vereinbar mit der im Timaios gelehrten Kreisbewegung der Fix-
sternsphäre. Dagegen in den Nomoi hat, wie wir gesehen haben,
dieser Gedanke wohl Raum. Und die Erklärung für das Miß-
verständnis des Aristoteles wird darin zu suchen sein, daß er vom
1 Simplikios Comment. in Arist. Gr. Vol. ATI, p. 492/493. Staig-
müller urteilt, S. 26 A., mit der Stellung dieser Aufgabe sei „eigentlich
schon der größte Schritt zur Lösung des Rätsels der Planetenbewegung
getan“ gewesen.
2 Wohlwill, Galilei, I, S. 8: Kopernikus ... nimmt ... für seine
Anordnung der Welt nicht allein den Vorzug der größeren Einfachheit der
besseren Erklärung der Erscheinungen in Anspruch: sie ist ihm in ihrer
vollendeten Symmetrie und Schönheit die einzige, die der Würde einer Him-
melsordnung, der Größe des Schöpfers entspricht; kein anderer Ort als der
in der Mitte der Planetenbahnen scheint ihm der der Sonne gebührende.
„Wer“, fragt er, „möchte in diesem herrlichsten Tempel diese Leuchte an einen
anderen oder besseren Ort versetzen als dahin, von wo aus sie das Ganze zu-
gleich zu erhellen vermag? Dort, wie auf königlichem Stuhle thronend,
beherrscht sie das sie umkreisende Geschlecht der Sterne.“
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wir noch aus Zeugnissen der späteren Zeit kennen, denen wiederum
schon Schiaparelli die verdiente Beachtung geschenkt hat.
Ein Kommentator der aristotelischen Schrift über den Himmel
erzählt uns, „Platon habe ausgehend von der Überzeugung, daß
den himmlischen Bewegungen die Kreisform, Gleichmäßigkeit und
Ordnung eigen sein müsse, den Mathematikern die Aufgabe ge-
stellt zu zeigen, was für Voraussetzungen man machen müsse, um
die Erscheinungen, die die Irrsterne darbieten, aus gleichmäßig
verlaufenden geordneten Kreisbewegungen erklären zu können“1,
worauf es dann Eudoxos zuerst gelungen sei, eine befriedigende
Lösung zu finden. Ferner lesen wir bei Plutarchos, „daß Platon,
als er alt geworden, bereute, die Erde in die Mitte des Weltalls
an einen ihr nicht gebührenden Platz gesetzt zu haben, ... da
diesen wichtigsten Platz im Mittelpunkte der Welt etwas anderes,
besseres einzunehmen verdiene“2, und als Gewährsmann für diese
Notiz führt Plutarchos den Theophrastos an, dem als ältestem
Geschichtschreiber der Astronomie und Schüler des Aristoteles
die Bedeutung einer Quelle allerersten Banges zukommt. Außer-
dem ist noch bemerkenswert, daß Aristoteles selber in einem Bericht
über die astronomischen Lehren des Timaios behauptet, Platon
sage dort von der Erde aus, daß sie um ihre Achse umrolle. Nach
dem oben Dargelegten ist das ein Mißverständnis der Worte
Platons. Denn der Gedanke der Achsendrehung der Erde ist un-
vereinbar mit der im Timaios gelehrten Kreisbewegung der Fix-
sternsphäre. Dagegen in den Nomoi hat, wie wir gesehen haben,
dieser Gedanke wohl Raum. Und die Erklärung für das Miß-
verständnis des Aristoteles wird darin zu suchen sein, daß er vom
1 Simplikios Comment. in Arist. Gr. Vol. ATI, p. 492/493. Staig-
müller urteilt, S. 26 A., mit der Stellung dieser Aufgabe sei „eigentlich
schon der größte Schritt zur Lösung des Rätsels der Planetenbewegung
getan“ gewesen.
2 Wohlwill, Galilei, I, S. 8: Kopernikus ... nimmt ... für seine
Anordnung der Welt nicht allein den Vorzug der größeren Einfachheit der
besseren Erklärung der Erscheinungen in Anspruch: sie ist ihm in ihrer
vollendeten Symmetrie und Schönheit die einzige, die der Würde einer Him-
melsordnung, der Größe des Schöpfers entspricht; kein anderer Ort als der
in der Mitte der Planetenbahnen scheint ihm der der Sonne gebührende.
„Wer“, fragt er, „möchte in diesem herrlichsten Tempel diese Leuchte an einen
anderen oder besseren Ort versetzen als dahin, von wo aus sie das Ganze zu-
gleich zu erhellen vermag? Dort, wie auf königlichem Stuhle thronend,
beherrscht sie das sie umkreisende Geschlecht der Sterne.“