Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft. 85
auch andere Veranschaulichungs- und Verdeutlichungsmittel dank-
bar angenommen und in den Dienst des Unterrichts gestellt.
Jedoch schon die günstigste Möglichkeit zur Herstellung und Ver-
vollkommnung von solchen ebenso wie für ihre fruchtbare An-
wendung schienen eben mathematische Kenntnisse zu gewähren.
Und wie Platon den Satz aufgestellt hat, daß jedes technische
Fach genau so viel Wissenschaftsgehalt habe als es Mathematik
in sich schließe1, so wird er vor allem auch Verbesserungen der
Technik von der Weiterführung der Mathematik erwartet haben.
Gewiß aber gilt auch für unsere Naturwissenschaftler aus-
nahmslos die Mathematik als das allerwichtigste Stück der fach-
mäßigen Ausrüstung für die Aufgaben der Forschung auf dem
ihnen vertrauten Gebiet. Und so weit Platon sie gefördert hat,
werden sie alle geneigt sein, ihm Verständnis für ihre eigenen
Bestrebungen zuzuerkennen.
Nun gibt es aber wenig einzelne Männer, von denen
die Mathematik größere Förderung erfahren hat,
als eben von Platon. Das ließe sich freilich aus seinen
Schriften allein nicht beweisen. Wie sie uns Platons Beteili-
gung an den Entdeckungen der Astronomie nur ahnen lassen,
so geben sie auch2 bloß Andeutungen über seine erfolgreiche
Beschäftigung mit schwierigen mathematischen Problemen.
Wir müssen also hier wie dort die ergänzenden Mitteilungen
späterer Berichterstatter heranziehen. Die gehaltvollste davon
steht auf einer Seite des Kommentars, den Proklos zum
1. Buch des bekannten Lehrbuchs der Geometrie von Eukleides
geschrieben hat. Sie soll hier folgen. Nachdem Pythagoras,
darauf Anaxagoras und als jüngerer Zeitgenosse desselben Oinopides
genannt worden sind als Männer, die sich um die Geometrie ver-
dient gemacht haben, dann Hippokrates von Chios, von dem an-
geführt wird, daß er als der erste Verfasser eines Lehrbuchs (von
„Elementen“, στοιχεία) genannt werde, und der aus Platons
Theaitetos bekannte Theodoros von Kyrene, fährt der Bericht-
erstatter (wie man gewöhnlich annimmt, den Eudemos ausziehend)
fort: „Auf sie folgt Platon. Er brachte sowohl den anderen mathe-
matischen Wissenschaften als auch der Geometrie sehr bedeutende
1 Phil. 55 e.
2 In vereinzelten Beispielen der Zerlegung oder Zusammensetzung von
Zahlen und Flächen- oder Körpergebilden, deren mehrere in rätselhaft dunkler
Form vorgetragen werden.
auch andere Veranschaulichungs- und Verdeutlichungsmittel dank-
bar angenommen und in den Dienst des Unterrichts gestellt.
Jedoch schon die günstigste Möglichkeit zur Herstellung und Ver-
vollkommnung von solchen ebenso wie für ihre fruchtbare An-
wendung schienen eben mathematische Kenntnisse zu gewähren.
Und wie Platon den Satz aufgestellt hat, daß jedes technische
Fach genau so viel Wissenschaftsgehalt habe als es Mathematik
in sich schließe1, so wird er vor allem auch Verbesserungen der
Technik von der Weiterführung der Mathematik erwartet haben.
Gewiß aber gilt auch für unsere Naturwissenschaftler aus-
nahmslos die Mathematik als das allerwichtigste Stück der fach-
mäßigen Ausrüstung für die Aufgaben der Forschung auf dem
ihnen vertrauten Gebiet. Und so weit Platon sie gefördert hat,
werden sie alle geneigt sein, ihm Verständnis für ihre eigenen
Bestrebungen zuzuerkennen.
Nun gibt es aber wenig einzelne Männer, von denen
die Mathematik größere Förderung erfahren hat,
als eben von Platon. Das ließe sich freilich aus seinen
Schriften allein nicht beweisen. Wie sie uns Platons Beteili-
gung an den Entdeckungen der Astronomie nur ahnen lassen,
so geben sie auch2 bloß Andeutungen über seine erfolgreiche
Beschäftigung mit schwierigen mathematischen Problemen.
Wir müssen also hier wie dort die ergänzenden Mitteilungen
späterer Berichterstatter heranziehen. Die gehaltvollste davon
steht auf einer Seite des Kommentars, den Proklos zum
1. Buch des bekannten Lehrbuchs der Geometrie von Eukleides
geschrieben hat. Sie soll hier folgen. Nachdem Pythagoras,
darauf Anaxagoras und als jüngerer Zeitgenosse desselben Oinopides
genannt worden sind als Männer, die sich um die Geometrie ver-
dient gemacht haben, dann Hippokrates von Chios, von dem an-
geführt wird, daß er als der erste Verfasser eines Lehrbuchs (von
„Elementen“, στοιχεία) genannt werde, und der aus Platons
Theaitetos bekannte Theodoros von Kyrene, fährt der Bericht-
erstatter (wie man gewöhnlich annimmt, den Eudemos ausziehend)
fort: „Auf sie folgt Platon. Er brachte sowohl den anderen mathe-
matischen Wissenschaften als auch der Geometrie sehr bedeutende
1 Phil. 55 e.
2 In vereinzelten Beispielen der Zerlegung oder Zusammensetzung von
Zahlen und Flächen- oder Körpergebilden, deren mehrere in rätselhaft dunkler
Form vorgetragen werden.