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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0023
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Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländ. Basilikengrundrisses. 23
kirchlichen Gebäudes. Wichtiger vielleicht noch sind die die
Apside selbst betreffenden Abweichungen.
Die Hauptapsis kann in Laon nicht nur die Bedeutung einer
bloßen Priesterbank gehabt haben. Schon die Stärke und die
beträchtlich tiefe Fundamentierung der aufgedeckten Grund-
mauer würde gegen diese Annahme sprechen, ganz abgesehen davon,
daß sich auf ihr Reste des aufgehenden Mauerwerks erhalten hatten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist an eine richtige, von einer Halb-
kuppel überspannte Chorapsis zu denken. Und diese Apside muß,
wie bereits betont wurde, den östlichen Abschluß des eigentlichen
Gebäudekerns gebildet haben. Sie zeigt sich bereits in fester Ver-
bindung mit den seitlichen Mauern der Kirche, ganz in der Art,
wie wir es an den oben besprochenen Anlagen mit von Prothesis
und Diakonikon eingerahmter Apside als charakteristisch fest-
stellen konnten. Wie dort beruht auch in Laon diese Verbindung
auf nahe dem Scheitel an die Apside gelegten Quermauern, die
hier allerdings noch je einen Durchgang nach den über den Haupt-
chor östlich hinausragenden Nebenräumen boten. Die Neben-
räume selbst aber sind bereits zu nebensächlicher Bedeutung
herabgesunken, bilden nicht mehr den Ostabschluß des eigent-
lichen Kernes des kirchlichen Gebäudes. Auch im Aufriß muß,
wie wir sahen, diese Tatsache zum Ausdruck gekommen sein. Die
Hauptapsis mit ihren seitlichen Mauerfortsätzen ist zum beherr-
schenden Teil der Ostpartie geworden, neben dem die östlichen
Kapellenräume nur noch als sekundäres Anhängsel erscheinen.
Ob der hier angedeuteten Wandlung überall der Gang der Ent-
wicklung entsprach, wird vorläufig noch dahingestellt bleiben
müssen. An und für sich genommen könnte die in St. Vincenz
aufgedeckte älteste Anlage in jeder Hinsicht als Verbindungsglied
gelten zwischen dem in Teurnia vorliegenden Grundrißtypus und
dem, wie wir sahen, schon durch zahlreichere Beispiele in allen
Teilen des Abendlandes bezeugten regulär entwickelten Schema
mit von seitlichen Nebenräumen umgebener mittlerer Apside, bei
dem sich die östlichen Abschlußmauern der ersteren unmittelbar
an den Scheitel der Chorapsis legen.
Zur näheren Begründung dieser Auffassung wäre vor allem die
Frage derDatierung der in St. Vincenz auf gefundenen Anlage eingehen-
derer Erörterung zu unterziehen. Leider stoßen wir hier auf gewisse
Schwierigkeiten. DiehistorischeÜberlieferungüberdie Gründungund
erste Geschichte der Abtei St.Vincenz ist nur sehr mangelhafter Art.
 
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