Metadaten

Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0026
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
26

G. Weise:

erat cimiterium Remensis aecclesiae1. Charakteristisch bleibt, daß
in St. Vincenz in Laon St. Christoph auch in späterer Zeit noch
besondere Verehrung genoß2. Ihm war die Hauptkapelle hinter
dem Chor geweiht; sein Tag wird besonders feierlich begangen,
ja er selbst wird gelegentlich neben Vincentius direkt als Patron
der Abtei bezeichnet. Die alte Tradition, daß hier an dieser Stelle
schon vor der Gründung der Abtei durch Brunichilde ein dem
hl. Christoph geweihtes Gotteshaus in Verbindung mit der öffent-
lichen Begräbnisstätte der Stadt bestand, besitzt somit beträcht-
liche Wahrscheinlichkeit. Nur ob diese älteste kirchliche Anlage
bereits in die Anfangszeiten des Christentums in jenen Gegenden
- zurückging oder erst von Remigius errichtet wurde, wird sich
nicht ohne weiteres ausmachen lassen, wenn auch die Beziehung
auf Remigius eher den Anschein späterer Legende haben könnte.
In den bei unserer Grabung zutage getretenen, auf dem Plan
(Abb. 2) in horizontaler Schraffierung eingetragenen allerältesten
Mauerresten3 werden wir kaum Teile jenes frühesten kirchlichen
Baues sehen dürfen. Schon ein Blick auf den Grundriß lehrt, daß diese
Mauern sich auf keine Weise zum Bild irgendwelcher kirchlicher
Plandispositionen zusammenschließen lassen, daß ihnen überhaupt
nichts eignet, was auch nur entfernt an kirchliche Bauformen er-
innern könnte. Weit größere Wahrscheinlichkeit dürfte der An-
nahme zukommen, daß sich hier Fundamente zeitlich voraus-
gehender, ziemlich geringer, römischer Gebäude erhalten haben,
wenn auch betont werden muß, daß sich bei der Grabung keinerlei
Scherben- oder Ziegelreste fanden, die eine ehemalige römische
Besiedelung dieser Stätte bewiesen. Der verhältnismäßig harte
hellgelbe Mörtel, der, wie oben erwähnt, als Bindemittel an diesen
Bruchsteinfundamenten verwendet war, fand sich bei meinen
sonstigen Grabungen gelegentlich an geringeren römischen Bau-
lichkeiten in ähnlicher Zusammensetzung.
Die dem hl. Christoph geweihte Friedhofskirche des alten
Laon möchte ich dagegen in der ältesten an dieser Stelle gefun-
1 Yita Remigii auctore Hincmaro, SS. rer. Mer. III, S. 320, 2. Besondere
Beziehungen des hl. Christoph zum Totenkultus sind für diese Frühzeit nicht
bekannt. Umso merkwürdiger ist das beidesmalige Auftreten des Christoph-
patroziniums in Reims und Laon an den vor der Stadt gelegenen Begräbnis-
kirchen.
2 Vgl. Wyard, a. a. O., S. 44ff.
3 Vgl. oben S. 11 f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften