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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0062
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62

G. Weise:

schlußmauer irgendwo in Nähe der beiden Piscinen zu rechnen
sein könnte, die etwa den Raum um das größere westliche Tauf-
becken in Form einer Vorkirche abtrennte.
Recht unregelmäßig lassen sich auf den ersten Blick die Grund-
rißdispositionen der Ostpartie an. Auch der Erhaltungszustand
der Fundamentreste scheint hier, wie der Grabungsbericht ver-
schiedentlich erkennen läßt, kein derartiger gewesen zu sein, daß
sich einwandfreie Beobachtungen über den Zusammenhang der
Mauern untereinander hätten machen lassen. Das eigentliche
Chorhaupt der Kirche wird man wohl in den drei rechteckigen
Räumen erkennen dürfen, die unmittelbar auf das nach unserem
Plan einschiffige Langhaus folgten und im Osten ursprünglich in
gemeinsamer gerader Wand schlossen1. Alles weitere möchte ich
entweder für äußere Anbauten oder für von späteren Veränderungen
herrührende Mauerzüge halten. Zweifellos gilt dies jedenfalls für
das den ganz willkürlich eingeordneten Raum V umschließende
Fundament2. Auch bei S würde das unregelmäßige Ansetzen der
nach Süden führenden Mauer nur durch eine der beiden oben
angedeuteten Möglichkeiten plausible Erklärung finden. Der
ganze östliche Anhau von S bis 0 entbehrt so sehr jeder für einen
Chorbau charakteristischen Formen, daß er nicht als integrierender
Bestandteil der ursprünglichen Anlage angesehen werden kann,
die in der Ostmauer der drei rechteckigen Altarräume ihren Ab-
schluß besessen haben muß.
Ohne sonderliche Schwierigkeit läßt sich also aus dem durch
die Grabungen zutage geförderten Befund das Grundrißbild einer
Kirchenanlage des jüngeren fränkischen Typus herausschälen.
Für eine genauere Datierung bieten sich kaum Anhaltspunkte.
Weder ist die Zeit der Gründung der dem Täufer Johannes ge-
weihten Pfarr- und Taufkirche bekannt, noch liegen spätere Daten
über ihre weiteren Schicksale in den ersten Jahrhunderten vor3.
Die ältere der beiden Piscinen, die durch die Grabungen aufgedeckt
wurden, wird von den Franzosen ins 4. Jahrhundert gesetzt.
Wichtig ist für uns die Tatsache, daß sich ihre Reste unter dem

1 Durville selbst (a. a. 0., S. 242) gibt zu: le mur transversal p q avec
les murs r s t u donnent l’impression d’un choeur.
2 Nach dem Grabungsbericht, a. a. O. S. 241, 'war es überdies von
schlechterer Struktur als die Mauern der Kirche.
3 Die älteste beiläufige Erwähnung der Kirche stammt erst aus der
Mitte des 11. Jahrh. (vgl. Durville, a. a. O., S. 242).
 
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