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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0064
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64

G. Weise:

den römischen Basilikengrundriß1, den ein seitlich ausladendes
Querhaus mit an dieses sich anschließender Chorapside charak-
terisiert, verdrängt worden ist. Als Beispiel des älteren Typus
wäre neben den seinerzeit von mir namhaft gemachten unter Um-
ständen noch die älteste Klosterkirche von St. Arnulf in Metz zu
nennen, deren Beste 1905 bei der Abtragung der Lünette d’Arcon
zutage traten2. Unvermittelt bricht dann die einheimische Tra-
1 Die Anknüpfung an Rom rechtfertigt sich durch die Tatsache, daß
außerhalb Roms in frühchristlicher Zeit Basilikalanlagen mit Querhaus so
gut wie nicht nachzuweisen sind, während den größeren römischen Basiliken
des 4. u. 5. Jahrhunderts das Querschiff fast nie fehlt, wie schon Dehio und
v. Bezold ( Kirchl. Baukunst des Abendlandes I, S. 93) betont haben. Beispiele
römischer Kirchen mit Querhausanlage sind die alte Petersbasilika, S. Paolo
f. 1. m., Sta. Maria Maggiore, Sta. Prassede. Auch nach Dehio und v. Bezold
wäre in der Rezeption des Basilikengrundrisses mit Querhaus im fränkischen
Gallien „eine Frucht der Verbindung mit dem römischen Stuhle zu erkennen“.
Der genauere Zeitpunkt der Übernahme wird dort offen gelassen.
2 Vgl. Bour, Die Benediktinerabtei S. Arnulf vor den Metzer Stadt-
mauern, Jahrbuch d. Gesellsch. f. lothr. Geschichte u. Altertumskunde XX
(1908), S. 20 ff. Festgestellt wurden bei der Abtragung der Lünette die Reste
einer dreiteiligen älteren Krypta, die von einer späteren romanischen Chor-
erweiterung überbaut waren (vgl. den von Bour seiner Untersuchung bei-
gegebenen Plan). Südlich lehnte sich an den eigentlichen Kern der älteren
Kryptenanlage ein wenn auch gleichzeitiger, so doch die Symmetrie störender
rechteckiger Anbau, den ursprünglich ein den Außenmauern an Stärke ent-
sprechender Mauerzug von den übrigen Teilen der Krypta trennte. Bei Er-
richtung des romanischen Baues wurde dieses Annex der älteren Krypten-
anlage beseitigt. Ebenso fielen damals die inneren Scheidewände der älteren
Krypta; sämtlich zeigten sie sich nur als Mauerfundament unter dem Estrich-
fußboden der romanischen Kryptenanlage erhalten. Während in den schmalen,
nicht im Verband gemauerten, innersten Zwischenwänden, die der BouRsche
Plan gibt, nur Trennungswände einzelner Grüfte zu erblicken sind, die sich
vielleicht kaum über den Boden erhoben haben dürften, kommt den Mauern
V und W größere Wichtigkeit zu. Schon ihre den Außenmauern gleich-
kommende Stärke weist darauf hin, daß diese Mauerzüge auch für die obere
Einteilung des Baues ihre Bedeutung hatten. Westlich schlossen sich die
Außenmauern des im Lichten ca. 15 m breiten und wohl dreischiffigen Lang-
hauses in genauer Verlängerung an die seitlichen Begrenzungsmauern der
eigentlichen dreiteiligen Kryptenanlage an. Der südliche Anbau der alten
Krypta sprang seitlich über die Fluchtlinie der südlichen Langhausmauer vor.
Für den ursprünglichen Bau ergibt sich somit mit höchster Wahrscheinlich-
keit das Schema einer querhauslosen, zum mindesten in der Ostpartie
dreiteiligen Anlage.
Nicht mehr erhalten zeigte sich der östliche Abschluß der älteren Krypta.
Nach den von Bour S. 110 niedergelegten Angaben setzten sich die Längs-
mauern der älteren Anlage „über 2 m bei den mittleren, nur 0,20 — 0,40 m bei
 
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