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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0067
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Kallist und Tertullian.

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colligemus, inquis, quomodo dominica sollemnia celebrabimus ?....
Postremo si colli ge re interdiu non potes, habes noctem, luce
Christi luminosa adversus eam. Non potes discurrere per singulos.
Sit tibi et in tribus ecclesia. Melius est, turbas tuas aliqnando
non videas, quam addicas.“ Hier handelt es sich also um die
Abhaltung der gottesdienstlichen Versammlung, des Sonntags-
gottesdienstes. Und doch muß der angeredete ,,Bruder Fabius“
mit seinen „Massen“ deshalb nicht gerade Bischof sein.
Diese, die Handgriffe tertullianischen Federkrieges beleuch-
tenden Stellen zeigen auch, wie unrichtig es von Adam (S. 39f.)
ist, die Einzahl auf den karthagischen Bischof und Verfasser des
Ediktes bezw. auf die von diesem dem Erlasse beigegebene ein-
gehende Begründung zu beziehen, die Mehrzahl aber auf die
hinter dem Edikte stehenden theologischen Kreise. Eine solche
Scheidung ist undurchführbar1.
3. Esser verweist aber (S. 23ff.) nicht etwa bloß auf das
„martyras tuos“, sondern auf die ganze Schilderung De pud.
22, lf.: ,,Ut quisque ex confessione vincula induit, adhuc mollia
in novo custodiae nomine, statim ambiunt moechi, statim adeunt
fornicatores, jam preces circumsonant, jam lacrimae circum-
stagnant mandati cujusque, nec ulli magis aditum carceris redi-
munt quam qui ecclesiam perdiderunt. Violantur viri ac feminae
in tenebris plane ex usu libidinum notis et pacem ab his quaerunt,
qui de sua periclitantur. Alii ad metalla confugiunt et inde com-
municatores revertuntur, ubi aliud jam martyrium necessarium
est delictis post martyrium novis“.
Nun spricht hier Tertullian allerdings „wie einer, vor dessen
Augen diese Dinge sich abspielen, und der sie aus nächster Nähe
beobachtet“. Man muß die Stelle in der Tat auch gar nicht „auf
Rom beziehen“, um so weniger, als — wie wir gesehen haben —
1 So wird auch in der Schrift De rebaptismate Cyprian als Hauptvertreter
der Taufwiederholung bei Übertritten,- als Musterbild des Wiedertäufers be-
kämpft, und dabei werden die zu widerlegenden Schriftstellen, Beispiele und
Beweisgänge bald einer Mehrzahl von Gegnern bald nur dem einen zugescho-
ben, ohne daß sie in jenem Falle wirklich einer Mehrzahl von Schriftstellern,
in diesem Falle nur dem einen Cyprian angehören müßten. — Der Scheidungs-
versuch Adams ist umso verfehlter, als er ja S. 20 selber sagt, daß Tertullian
über den Inhalt des Erlasses nur vom Hörensagen unterrichtet gewesen sei
(De pud. 1, 6: audio etiam edictum esse propositum). Übrigens nebenbei
bemerkt: ist es bei einem karthagischen oder bei einem römischen Bischofs-
erlasse wahrscheinlicher, daß Tertullian ihn nur vom Hörensagen kennt ?
 
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