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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0034
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Handschriftensammler des XVI. Jahrhunderts.

sität Tübingen, insbesondere Decanum et Collegium Stu.dii Theo-
logici ihm eine geeignete Persönlichkeit zu präsentieren. Die Wahl
der hohen Schule fiel auf Stephan Ger lach. Stephan Gerlach,
ein Landsmann Melanchthons, hatte in Tübingen lange studiert,
als Hörer sowohl in der philosophischen (Artisten-) als in der theo-
logischen Fakultät, er war ein Schüler von Martin Crusius. Ende
März 1573 nahm er die ihm angetragene Stelle eines Gesandtschafts-
predigers in Konstantinopel nach einigem Zögern an, Anfang Mai
stellte er sich Ungnad in Wien vor, am 6. August 1573 kam die
Gesandtschaft in Konstantinopel an. Fünf Jahre hat Gerlach
hier zugebracht und erst am 4. Juni 1578 mit der Gesandtschaft
Konstantinopel verlassen. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hat
er in einem ausführlichen Tagebuch niederlegt, das von seinem Enkel
1674 herausgegeben worden ist, ein Folioband von 600 Seiten,
ein Werk, dessen hervorragender Wert längst erkannt, das aber
für die Handschriftenkunde noch nicht entfernt in genügendem
Maße ausgenutzt worden ist, ebensowenig wie des Martin Crusius
Turcograecia1.
Der Jagd nach griechischen Büchern hat Gerlach einen großen
Teil seiner Zeit und dementsprechend Raum in seinem Tagebuch
gewidmet. Sowohl im Auftrag des Herzogs Ludwig als für Martin
Crusius als für sich selbst hat er Handschriften erworben2. Jedes
Stück, dessen er habhaft wurde, jeder Verkäufer oder Vermittler,
dem er es zu danken hatte, jeder Schritt, den er unternommen,

1 Stephan Gerlach dess Aeltern Tage-Buch . . . Herfürgegeben durch
Seinen Enkel M. Samuelem Gerlachium . . . Frankfurt a. M. 1674.
2 Was Gerlach für Herzog Ludwig erworben, was er nach der Heim-
kehr noch an diesen verkauft, kam in die Schloßbibliothek zu Tübingen und
mit dieser nach der Schlacht von Nördlingen, 1635, in die kurfürstliche
bayerische Bibliothek nach München. Vgl. R. Roth, Die fürstliche Liberei
auf Hohentübingen und ihre Entführung im Jahre 1635 Tübingen 1888.
— Was für Crusius erworben war, kam mit dem größeren Teil von Crusius’
Bibliothek zuerst an die Bibliothek der philosophischen Fakultät, später
zwischen 1769—76 an die Universitätsbibliothek in Tübingen. Vgl. Wilhelm
Schmid, Verzeichnis der griechischen Handschriften der k. Universitäts-
bibliothek zu Tübingen, Tübingen 1902, S. 1 f. Weniges ist nach Paris und
Stuttgart versprengt. — Was Gerlach für sich erworben und behalten hatte,
kam durch dessen Erben 1613 an die Tübinger Universitäts-Bibliothek, vgl.
Schmid a. a. O. S. 2; das Testamentum novum, aus dem Besitz des Michael
Kantakuzenos (Tagebuch S. 485) jetzt im Vatican, Reg. 29, vgl. Gregory,
Textkritik I, S. 271 n. 78. — Über Gerlachs Hss. werde ich in Kürze an anderer
Stelle ausführlich berichten.
 
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