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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0132
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120

Girardin und die Handschriften Mustafas.

VI.
Girardin und die Handschriften des Prinzen und Sultans
Mustafa.
Seit 1685 vertrat Pierre Girardin ancien lieutenant civil au
Chätelet de Paris Frankreich bei der Hohen Pforte. Bereits zwanzig
Jahre zuvor war er im Gefolge eines anderen Gesandten einmal
in Konstantinopel gewesen und hatte sich eine oberflächliche
Kenntnis der türkischen Sprache erworben, was bei seiner Er-
nennung zum Ambassadeur erheblich ins Gewicht fiel1. Die In-
struktion, die er vom Minister Louvois erhielt, ging u. a. dahin,
sich die Beschaffung merkwürdiger Handschriften für die könig-
liche Bibliothek in Paris angelegen sein zu lassen2 3 4. Dieser Weisung
nachzukommen ist Girardin mit ernstem Eifer bestrebt gewesen.
Er ist der erste, der mit klarer, fester Entschlossenheit sein Augen-
merk vor allem anderen auf die Bibliothek des Serai richtet und
alles daran setzt, um ihr Geheimnis zu ergründen. Bis zum heuti-
gen Tage hat man angenommen, daß seine Bemühungen nicht
ohne Erfolg gewesen sind. Seit dem Erscheinen der bereits 1802
geschriebenen, aber erst nach dem Tode des Verfassers, 1810,
gedruckten Abhandlung von d’Ansse de Villoison: Notice des
Manuscrits Grecs et Latins qui, de la Bibliotheque des anciens Em-
pereurs Grecs et de celle du Serail de Constantinople, sont passes
dans la Bibliotheque imperiale, et Eclaircissements sur quelques-unes
des plus fameuses Bibliotheques de la Grecez, hat niemand daran
gezweifelt, daß durch Girardins Bemühungen wirklich 16 Hand-
schriften aus der Bibliothek des Serai nach Paris gekommen sind.
Dem ist nicht so.
Girardins Tagebücher, in denen die eingegangenen wie aus-
gegangenen Schriftstücke der Gesandtschaft sorgfältig aufgezeich-
net sind, haben sich erhalten, auf ihnen beruht sowohl Villoisons
Abhandlung wie neuerdings Omonts Darstellung: Ambassade de
M. de Girardin ä Constantinople, le Pere Besnier et les manuscrits
du SeraiP. Danach wiederhole ich zunächst hier das wichtigste.
1 Villoison an der gleich zu nennenden Stelle S. 4; Omont I S. 251.
2 Omont an der gleich zu nennenden Stelle I S. 251.
3 In: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliotheque imperiale et
autres bibliotheques T. VIII, Partie 2, Paris 1810, S. 3—32.
4 Missions archeologiques franQaises en Orient au XVIIe et XVIIIe
siecles. P. I, Paris 1902, S. 251 ff.
 
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