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Schwerin, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 25. Abhandlung): Zur altschwedischen Eidhilfe — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37731#0009
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Zur altschwedischen Eidhilfe.

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nicht ausgeschlossen, daß in älterer Zeit die tylpt eine mündliche
Erklärung überhaupt nicht abgab, sondern lediglich durch körper-
liche Teilnahme, allenfalls durch Handreichung mit dem Beweis-
führer verbunden, am Eidesakte mitwirkte* 1. Hiegegen aber spricht
Vg. I Mb. 1 § 2:
tolf mxn skulu i tyljt standa ok et munhaf skal eptir tylpt
hvxria vxrx; pyy munhaf skulu septir tylptxr ep hvxrn vxrx
gup hylla at sxr ok at grxmya
mit der entsprechenden Stelle in Vg. II Dr. 3
Tolf mxn alz skulu i tylft standx, et munhaft skal xptir
hvarix tylft varx.
Beide Redaktionen erklären ausdrücklich, daß xptir tylpt ein
munhaf statthaben soll. Munhaf ist unbestritten eine Formel
und zwar eine Eidformel2. Durch den Text selbst ist ferner klar-
gestellt, welche der beim Eidesakt gebrauchten Worte gerade in
der vorliegenden Stelle so bezeichnet werden. Es ist dies nicht
etwa, wie man nach Analogien in dänischen Rechten und auch
nach Vg. II Add. 13 § 1 vermuten könnte, die Gesamtheit der
von dem Beweisführer gesprochenen Worte, sondern lediglich eine
Wortreihe3, die von Schlyter4 richtig gekennzeichnet wird als
eine Aufforderung an Gott, dem Schwörenden hold zu sein, wenn
der Eid wahr, ihm unhold zu sein, wenn er ein Meineid ist. Diese
Worte können, da schon zu Beginn des Eides Gott mit anderen
Worten angerufen wird, nur den Schluß des Eides darstellen,
vergleichbar dem ,,so wahr mir Gott helfe“ moderner Eidformeln.
Von hier aus dürfte sich zunächst erklären, daß das munhaf gerade
xptir tylpt folgen soll, woran Schlyter deshalb Anstoß nahm,
weil er munhaf für die Bezeichnung der ganzen Eidesformel ansah.
(Drb. 3 § 2; Vap. 6 § 2 ; 8 § 2; 20 pr.; iEb. 8 pr.; ES. 9 § 1; Vins. 3 pr.; 4 ;
6 § 1; Rb. 9 pr. mit Anm. 87) steht wohl im Rahmen eines Eides, der sich als
Umbildung des Zwölfereides mit vitni erweisen wird; aber bekräftigt wird
nicht der Haupteid, sondern der Schwur des vitni. Die Formel endlich in
Vm. I Dgb. 15 pr., at pe wita sei sannarin sen han soor, bezieht sich zwar auf
den Haupteid, stellt aber nicht auf Überzeugung von dessen Reinheit, sondern
auf Überzeugung von der Richtigkeit der behaupteten Tatsache ab. Nur in
Ög. ES. 8 findet sich at han svor sant in Beziehung auf den Haupteid.
1 Über Ähnliches auf dem Kontinent Brunner RG. II 433; Cosack,
Die Eidhelfer des Beklagten (1885) 85.
2 Schlyter, Glossar (I und XIII) s. v.; vgl. V. sj. L. III, 2; Sk. L.
I 71; 111; II 66 [forma).
3 vserse gup hylla at sser ok at grsemya. Dazu vgl. Sjöros a. a. O. 144.
4 Glossar (XIII) s. v. hylla.
 
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