Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Heiclniscli-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. 43


Verbindung gebracht mit jener Lichtenbergerschen Mönchsprophe-
zeiung und eben deshalb setzte wohl Lucas Gauricus, als er
1532 Wittenberg besuchte, das Geburtsdatum auf den 22. Oktober
1484 an (vgl. Abb. 16). Vergerio wird bei Umfragen um so leichter
davon gehört haben, als hinter dieser Datierung (s. o. S. 15 f.) von
vornherein antireformatorische Tendenzpolitik steckte, die sich bei
Gauricus freilich
erst in der Ausgabe ‘
von 1552 zu jenem
haßerfüllten Be-
gleittext zur Lu-
ther-Nativität stei-
gerte.
Dieser Zusam-
menhang zwischen
Lichtenberger und
Gauricus läßt sich
auch im einzelnen
feststellen. Denn
wenn man, was hier
nur angedeutet
werden kann, das
Wesentliche des
Gauricus-Horosko-
pes genauer unter-
sucht, so erkennt
man, daß hier eine
unzweifelhafte
Übereinstimmung
mit den astrologi-
schen Angaben vor-
liegt, die sich in der
Prophezeiung des Lichtenberger finden. Diese Übereinstimmung
ist möglicherweise so zu erklären, daß hier ein Zurückgehen auf
eine gemeinsame Quelle vorliegt, die gleichfalls nordischen Ur-
sprungs ist. Denn jener Paulus von Middelburg, die verheimlichte
Vorlage des Lichtenberger (s. o.), lebte in Italien und stand in
persönlichster Beziehung zu Lucas Gauricus, da er ebenso wie
dieser von Papst Leo X. beauftragt war, den julianischen Kalender

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Abb. 16. Die beiden Mönche, aus: Propheceien und Weis-
sagen ... Doctoris Paracelsi / Johan Lichtenbergers / M. Joseph
Grünpeck / Joan. Carionis / Der Sibyllen und anderer . .
Augsburg 1549.