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A. Warburg:
regitur enim crasi temperata, et oritur a fausto positu syderum116.
Diese Auffassung von Dürers künstlerischem Genie könnte schlecht-
hin als Unterschrift unter die ,,Melencolia. gesetzt werden.
Denn wir erfahren aus einer zweiten Stelle von Melanchthon selbst,
welchen Gestirnkräften er jene umwandelnde Macht zuschrieb.
Als Ursache der erhabeneren Melancholie des Augustus bezeichnet
er dort das Zusammentreffen von Saturn und Jupiter in der
p*P$«ete* Wage: Multo generosior
ttzlbbtnxt&iütnänQtfalunbcnbtubir/mitfwtitUtt est melancholia, si con-
ttitfct'bu w#lefJmitt>etnergewaltigen bnlffbetiw fttrtt
e?genfcb4ffc sfi tti«? l/jr fyt ffeige etnftofPeffentxtnj beinern mnctione Saturm et
tncd)c Äuc[?/f«in »«rminffe mit btm glano keiner ewigen
tlar^eytetlencbten/vü rtdjtcn mt>eiti»«gtxr wartyeyt/er*
i»ecf mein vernunfft »nb »erflen&tituJJ/bm'tgt mein »er*
nunj]rctmnb»erffenbtr»ug/bet»egemeine jung/»nt> erjeyg
Wir bt« rctt* f»un rearpfögen jöCönfftig bing/2men.
Iouis in libra tempere-
tur, qualis uidetur Au-
gusti melancholia fu-
isse117.
Wir blicken jetzt in
das Wesen des Erneue-
rungsprozesses, den wir
Renaissance nennen,
hinein. Die klassische
Antike beginnt sich
wieder gegen die helle-
nistisch-arabische aufzu-
richten. Die mumifi-
zierte Acedia des Mittel-
alters wird wiederbe-
lebt durch die erneuerte
Kenntnis der antiken
Schriftsteller. Denn des
Aristoteles Problemata
waren die Grundlage des Gedankenganges bei Ficino ebensowohl
wie bei Melanchthon.
Abb. 27. Saturn und Jupiter, aus Joh. Lichtenberger
nach derselben Ausgabe wie Abb. 16.
Die Geschichte des Einflusses der Antike, betrachtet in dem
Wandel ihrer überlieferten, verschollenen und wiederentdeckten
Götterbilder, enthält unaufgeschlossene Erkenntniswerte zu einer
Geschichte der Bedeutung der anthropomorphistischen Denkweise.
116 De anima fol. 82 r°. Die Stelle findet sich nur in den Ausgaben vor
1553, in den späteren Ausgaben — die dem Verf. zugänglich waren — fehlt
sie. Das obige Zitat nach der Ausg. Vitebergae 1548.
117 Ebda. fol. 76 v°.
A. Warburg:
regitur enim crasi temperata, et oritur a fausto positu syderum116.
Diese Auffassung von Dürers künstlerischem Genie könnte schlecht-
hin als Unterschrift unter die ,,Melencolia. gesetzt werden.
Denn wir erfahren aus einer zweiten Stelle von Melanchthon selbst,
welchen Gestirnkräften er jene umwandelnde Macht zuschrieb.
Als Ursache der erhabeneren Melancholie des Augustus bezeichnet
er dort das Zusammentreffen von Saturn und Jupiter in der
p*P$«ete* Wage: Multo generosior
ttzlbbtnxt&iütnänQtfalunbcnbtubir/mitfwtitUtt est melancholia, si con-
ttitfct'bu w#lefJmitt>etnergewaltigen bnlffbetiw fttrtt
e?genfcb4ffc sfi tti«? l/jr fyt ffeige etnftofPeffentxtnj beinern mnctione Saturm et
tncd)c Äuc[?/f«in »«rminffe mit btm glano keiner ewigen
tlar^eytetlencbten/vü rtdjtcn mt>eiti»«gtxr wartyeyt/er*
i»ecf mein vernunfft »nb »erflen&tituJJ/bm'tgt mein »er*
nunj]rctmnb»erffenbtr»ug/bet»egemeine jung/»nt> erjeyg
Wir bt« rctt* f»un rearpfögen jöCönfftig bing/2men.
Iouis in libra tempere-
tur, qualis uidetur Au-
gusti melancholia fu-
isse117.
Wir blicken jetzt in
das Wesen des Erneue-
rungsprozesses, den wir
Renaissance nennen,
hinein. Die klassische
Antike beginnt sich
wieder gegen die helle-
nistisch-arabische aufzu-
richten. Die mumifi-
zierte Acedia des Mittel-
alters wird wiederbe-
lebt durch die erneuerte
Kenntnis der antiken
Schriftsteller. Denn des
Aristoteles Problemata
waren die Grundlage des Gedankenganges bei Ficino ebensowohl
wie bei Melanchthon.
Abb. 27. Saturn und Jupiter, aus Joh. Lichtenberger
nach derselben Ausgabe wie Abb. 16.
Die Geschichte des Einflusses der Antike, betrachtet in dem
Wandel ihrer überlieferten, verschollenen und wiederentdeckten
Götterbilder, enthält unaufgeschlossene Erkenntniswerte zu einer
Geschichte der Bedeutung der anthropomorphistischen Denkweise.
116 De anima fol. 82 r°. Die Stelle findet sich nur in den Ausgaben vor
1553, in den späteren Ausgaben — die dem Verf. zugänglich waren — fehlt
sie. Das obige Zitat nach der Ausg. Vitebergae 1548.
117 Ebda. fol. 76 v°.