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Warburg, Aby Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 26. Abhandlung): Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37732#0082
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82

A. Warburg:

legunge / denn es ist noch nie keine Weissagung aus menschen willen
erfurbracht / Sondern / die heiligen menschen Gottes haben geredt /
getrieben vom heiligen geist. Diese Weissagung ist gericht vnd gehet
darauff / das die gottlosen gestrafft / die frumen erlöset werden / vnd
[Aij] treibt ymer dar / auff den glauben an Gott vnd die gewissen zu
sichern vnd auffzurichten / Vnd wenn not vnd trubsal da ist odder
körnen sol / tröstet sie die frumen / Vnd gehet auch die frumen alleine
an / mit den gottlosen hat sie nichts zu thun / denn das sie yhn drewet
vnd sie straffet / Nicht aber tröstet noch verheist. Widder diese Weis-
sagung hat der Satan auch seine weissagunge / das sind die falschen
Propheten / rotten / secten vnd ketzer / durch wilche er den glauben
an Gott verderbet / die gewissen zustöret vnd verfuret / mit lugen trö-
stet / mit falscheit drewet / Vnd ficht also on vnterlas widder die reyne
weissagunge vnd lere Gottes.
Dieser art, ist der Lichtenberger keiner / denn er berumbt noch
berufft sich nicht auff den heiligen geist / wie die rechten vnd falschen
Propheten thun / sondern gründet seine Weissagung ynn des hymels
lauff vnd natürliche kunst der gestirne mityhreneinflussen vnd wirckunge.
Auch so nympt er sich widder des glaubens noch der gewissen an / widder
leret noch verfuret / widder tröstet noch straffet / Redet aber schlecht
daher von zukünftigen dingen / es treffe gottlosen odder frumen / wie
es yhm seine kunst ym gestirne gibt. Er redet wol auch von der Christ-
lichen kirchen / aber nicht anders / denn wie sie eusserlich stehet ynn
leiblichen geberden vnd gutem vnd hirschafften / Gar nichts / wie sie ym
glauben vnd trost des heiligen geistes stehet / Das ist / er redet nichts
von der rechten Christlichen kirchen / Sondern gleich wie die selbige
Sternkunst von allen andern heidnischen hirschafften vnd königreichen
pflegt zu reden. Darumb er auch der Hussiten / als feinde der kirchen
gedenckt / Vnd des geschlechts Dan / daraus der Endechrist körnen
solle. Vnd stehet seine reformation darynn / das man die langen har
verschneyte / die schnebel an den schuchen abthut vnd bretspiel ver-
brennet / das sind seine Christen / Also das gar eine leibliche weisagung
ist / von eitel leiblichen dingen.
Summa / seine Weissagung ist nicht eine geistliche offinba [Aij vo]
runge / denn die selbige geschieht on die sternkunst / vnd ist auch der
sternkunst nicht vnterworfen / Sondern es ist eine heidnische alte kunst /
die bey den Römern vnd auch zuuor bey den Chaldeern fast herlich vnd
gemein war / Aber sie kundten dem könige zu Babilon seine trewme
nicht sagen noch deuten / Daniel muste es thun durch den geist / So
feileten die Römer auch gar offte. Darumb ist zu sehen / ob die selbige
kunst auch etwas vermüge vnd könne zutreffen / denn ich selbs diesen
Lichtenberger nicht weis an allen orten zuuerachten / Hat auch etliche
ding eben troffen / sonderlich mit den bilden vnd figuren nahe hin zu
geschossen / schier mehr denn mit den Worten.
 
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