Metadaten

Spiegelberg, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 27. Abhandlung): Koptische Etymologien: Beiträge zu einem koptischen Wörterbuch — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37733#0016
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Wilhelm Spiegelberg.

klärung von TOQy, T6y- ‘kaufen5 (wörtl. Veranlassen, daß sie
geben5) auf das schönste stützt. Vielleicht findet sich unser Kau-
sativ mit nominalem Subjekt am Anfang des ersten Satzes, wenn
ich richtig NM6K KT6 in NN6KTT6 emendiere1 ‘du sollst nicht
geben (zulassen), daß dein Bruder Zins (zurück)gibt5. Wenigstens
kann ich den st. cstr. KT6 von KTO ‘wenden5 nicht in dem durch
den griechischen Text verlangten Sinne deuten.
Sethes Fund klärt nun weiter eine bisher dunkle Stelle Luc.
12 58 auf:
MATH (var. MATCH) 06 MflCDAS NMMAK
8'ος εργασίαν άττηλλάχθαι άπ5 αυτου
Der Sinn ‘bemühe dich, von ihm gütlich loszukommen5 ist nicht
zweifelhaft, aber wie läßt er sich aus dem koptischen Texte ge-
winnen? Auch hier liegt m. E. das Kausativum von vor, und
zwar die Wendung ψ 06 ‘Gelegenheit geben, erlauben5, im Sub-
junktiv abhängig von dem Imperativ MA- ‘gib5. Der Satz ist also zu
übersetzen: ‘Gib, daß er die Gelegenheit des sich mit dir Ausein-
andersetzens gebe5, d. h. ‘gib ihm die Gelegenheit (Möglichkeit), sich
mit dir gütlich zu einigen5.2 Freilich würde man erwarten ‘gib, daß
er die Gelegenheit behalte5 oder ‘gib, daß man ihm die Gelegenheit
gebe5, was mit unserem Kausativum *MAT6y 06 heißen sollte.
Vielleicht ist also der Text nicht ganz in Ordnung. Aber daran, daß
hier das Kausativum von ψ vorliegt, scheint mir kein Zweifel mög-
lich zu sein.
9. XO (S): GO (B) 'pflanzen’.
Bei Peykon finden sich für dieses Verbum folgende durch ein-
wandfreie Belege gesicherte Bedeutungen ‘säen, pflanzen, ausgeben5;
in der letzten Bedeutung meist mit 6BOA verbunden. Dagegen ist
die Bedeutung ‘senden5 nur für das Saliidische zu belegen. Offenbar
sind hier zwei Verben zusammengefallen, die etymologisch ver-
schiedenen Ursprung haben. Das ‘pflanzen5 läßt sich wohl mit säen ,
aber kaum mit ‘senden, ausgeben5 vereinigen.

1 Wie Herr H. J. Bell freundlichst am Original festgestellt hat, steht sicher
NM6KKT6 da, wie denn auch Thompson nichts zu beanstanden gefunden hat.
2 Zu dieser Bedeutung siehe L. Stern: Ä. Z. 16 (1878), S. 16.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften