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Spiegelberg, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 27. Abhandlung): Koptische Etymologien: Beiträge zu einem koptischen Wörterbuch — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37733#0047
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Koptische Etymologien.

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weiblichen Infinitiv hs-t, der bei einem Verbum IIIae inf. zu erwarten
ist, das aus dem koptischen Derivat 21C6 (S): £ICI (B) 'spinnen' zu
erschließen war.
So bestechend die obige Kombination zunächst ist, so lassen
sich doch dagegen erhebliche Bedenken erheben, die Herr Gkapow
auf Grund des Materials des Wörterbuches in folgender Weise for-
muliert hat: c"| wird in der Tat in den Worten hsf fast immer mit
beigefiigtem gebraucht; doch gibt es vereinzelte Ausnahmen,
sicher Pyr. 655 wo T. und N. ; M. bieten. Trotzdem
glaube ich nicht, daß ^ nicht hsf, sondern nur hs zu lesen ist.
Wäre Ί' wirklich nur hs, so würde man erwarten, daß ein hs- in
anderen mit hs- anlautenden Worten auch mit dem Zeichen ge-
schrieben wird. Das ist aber nie der Fall.1 ^ ist auf die Worte hsf
beschränkt, während ® jl <r> | ® jj ;-ßJ u. a. nie-

mals mit | geschrieben werden. Pyr. 334 steht in W.
T. eine auch sonst in den Pyr. belegte Nebenform dazu hsb, die
nicht etwa jl ^ J geschrieben ist, sondern

Danach läßt sich schwer bezweifeln, daß die Spindel Ύ ur-
sprünglich den Lautwert hsf hatte. Aber andrerseits wird man das
koptische 21C6: älCl 'spinnen', das auf altes hsj zurückweist, kaum
davon trennen können. In der Tat glaube ich eine Verbindung
zwischen beiden Wörtern herstellen zu können. Die Entwicklung von
jtf 'Vater’ zu GICDT (aus j6tew(j)) lehrt uns, daß f gelegentlich in
unbetonter Silbe zu w oder j wurde, das im Koptischen abfiel.2 * * *
Einen solchen Fall möchte ich auch in hsf annehmen und die Va-
riante ® [1J als Beweis für die Erweichung des f betrachten, die
über l· zu w oder j führte. Durch diesen Lautübergang wurde das
alte hsf>hsw(j) zu einem Verbum IIIae inf., und so ist es in der
Schreibung des M. R. ^ q (B. Hasan II 13) mit dem weiblichen In-
finitiv bereits vorhanden.

1 Den gleichen, gewiß sehr berechtigten Einwand äußerte mir Sethe
brieflich.
2 Siehe dazu meine Bemerkungen Recueil 26 (1904), S. 148 und Sethe:
Zahlwörter, S. 21. Der Annahme von Burchardt [Ä. Z. 48 (1910), S. 18 ff.), daß
es zwei verschiedene Wörter für 'Vater’ gegeben habe, kann ich mich nicht an-
schließen.
 
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