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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0097
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Agatharchidea.

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Besonders fällt auf, daß hier das Bild vom Fünfkampf ganz anders
verwendet und bedeutsamerweise in bonam partem verstanden ist:
das πένταθλον sind die fünf Sinne (α’ίσθησιν δε πένταθλον αύτω
χαρισάμενος). An den ursprünglichen Zusammenhang erinnert
aber neben den vier Elementen als Stoff für den Körper sofort
wieder der übrigens auch den Kappadokiern geläufige Nachklang
aus dem Phädrus: και νουν τον τής ψυχής ηνίοχον ταις αίσθήσεσιν έπι-
στήσας. Es muß, da dem ganzen Zusammenhang nach auch hier wieder
als sinnvoller Vorzug erscheint, was unserem Autor nur Unzu-
länglichkeit bedeutet, nämlich der menschliche Universalismus,
der für Agatharchides ein δύσχρηστος βίος ist und zwischen
dem θειον und dem θηριώδες beständig auf und ab schwankt
(440 b 10), — es muß jenseits der Gedanken unseres Textes
bis zu ihrer um Jahrhunderte späteren Neugestaltung eine
umformende Einwirkung vor sich gegangen sein, in der auch
das Schlagwort πένταθλος anders verwandt wurde: Posidonius
oder ein von ihm beeinflußtes Buch!
Die religiös-ethische Folgerung, die mit dem θεραπεύειν το
έν ήμΐν θειον gegeben ist, zeigt uns von neuem den religiösen
Untergrund der ganzen Geistesrichtung, mit der wir’s hier zu tun
haben. Sie stimmt völlig überein mit den frommen Gedanken
in § 5 über das όμοιοΰν εαυτούς τω θεω und die θεία μίμησις;
vgl. oben S. 57. In engem Zusammenhang damit dürfte § 18 ge-
standen haben über das γνώθι σαυτόν. Diese Erkenntnis ist eben
deshalb, weil der Mensch ein Mikrokosmos ist, untrennbar von
der Erkenntnis τής τού σύμπαντος κόσμου φύσεως, und die sei
undenkbar ohne Philosophie, zu welcher denn also der göttliche
Spruch auffordere. Wenn wir erwägen, daß nach den Voraus-
setzungen unserer Schrift das Göttliche im Kosmos der Urgrund
ist, so ergibt sich für die hier verlangte Selbsterkenntnis dieselbe
religiöse Orientierung, die für den ps.-platonischen Dialog Alci-
biades und seine Verwertung des Δελφικόν γράμμα so bedeutsam
ist, 133 C: τω θείω άρα τοΰτ’ έοικεν αύτής (sc. τής ψυχής τούτο,
περί δ το είδέναι τε καί φρονεΐν έστιν), καί τις εις τούτο βλέπων καί
παν το θειον γνούς, θεόν τε καί φρόνησιν, ούτω καί εαυτόν αν γνοίη
μάλιστα. Es beginnt eben schon hier der Geist zu wehen, der
später den Dialog Alcibiades, wegen seiner Forderung nach
auf Gotteserkenntnis gegründeter Selbsterkenntnis, als eine
geeignete Einführung in die zur Beligion gewordne Philosophie
überhaupt erscheinen ließ. Auf der Mitte des Weges von

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 7 Abh.

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