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Gustav Ehrismann:
den (die vier Kardinaltugenden und ihre einzelnen Unterarten, die
das honestum ausmachen), 2. die weltlichen Güter des Körpers
und des Glücks, die bona corporis Schönheit, Kraft, Adel usw.,
und die bona fortunae Macht, Reichtum, Ruhm usw.1. Ohne
saslde kann die Dichtkunst nicht gedeihen2, sie erst verschafft ihr
ahte 5, Beachtung. Ohne Gunst keine Kunst3, dieses Bewußtsein
von der notwendigen Grundbedingung ihres dichterischen Schaf-
fens haben wohl alle mittelhochdeutschen Dichter4, mag es die
Gunst einzelner bestimmter Gönner oder die des Publikums sein.
Es ist überhaupt die Erkenntnis, daß geistiger Besitz des ein-
zelnen seinen vollen Wert nur gewinnt, wenn er sich in Wirkung
auf die Gesamtheit auslöst, und die saslde eben ist hier die Ver-
mittlerin zwischen Individuum und Gesellschaft. So sagt Frei-
dank 79, 95 vom Wissen und der Wissenschaft: Swä witze ist ane
saslikeit, da ist niht wan herzeleit 79, 9f.; und Hugo von Trimberg
führt den Gedanken weiter aus: Üf erden nieman wart so wise,
wil man sin wort, sin werc niht prise, Er müeze verderben an sinen
witzen Und ofte in jämer trüric sitzen, So er zühte und Künste hat
kleinen danc 17869 — 17876 (Bamberger Dr. 17824 —17831)6.
Es besteht aber ein Unterschied in den Mitteln durch die das
Glück die Kunst und Wissenschaft fördert, je nach der Auffassung
die der betreffende Dichter oder Gelehrte selbst von dem sittlichen
Ziel seiner Arbeit, seiner künstlerischen oder wissenschaftlichen
Tätigkeit hat. Die höfischen, ritterlichen Dichter erstreben das
ideale Gut der Anerkennung, ere, die fahrenden dagegen materielle
Belohnung, guot; sie nehmen guot umb ere, Gaben für die Preis-
lieder die sie zum Lob' anderer singen7. Beide Male besteht das
Gegenseitigkeitsverhältnis von Dienst und Lohn. Rudolf, als.
ritterlicher Dichter, verfolgt das höhere Ziel. Anerkennung will
1 Zu den im folgenden berührten Gesichtspunkten vgl. meinen Aufsatz
über das ritterliche Tugendsystem in der Ztschr. f. d. A. 56, 137'—216.
2 Ztschr. f. d. A. 56, 166—168.
3 Ztschr. f. d. A. 56, 141 ff.
4 Siehe Burdach, Reinmar S. 137f.; Roethe, Reinmar S. 192. —
Zu Konrads v. Würzburg Ansichten über die Kunst s. Joseph, Konrads
v. Würzburg Klage der Kunst S. 12 ff., Burdach, ReinmarS. 31.137, Roethe,
Reinmar S. 187 und Reg. S. 637.
5 Roethe, Reinmar S. 192.
6 Ihr Füllhorn hat vrouwe Sselicheit über den jungen Gregorius ausge-
schüttet, Hartm. Gregor. 1235 ff., unter ihren Gaben sind auch künste genuoge.
7 Burdach S. 132, auch S. 32; vgl. auch Thomasin 3790—3798.
Gustav Ehrismann:
den (die vier Kardinaltugenden und ihre einzelnen Unterarten, die
das honestum ausmachen), 2. die weltlichen Güter des Körpers
und des Glücks, die bona corporis Schönheit, Kraft, Adel usw.,
und die bona fortunae Macht, Reichtum, Ruhm usw.1. Ohne
saslde kann die Dichtkunst nicht gedeihen2, sie erst verschafft ihr
ahte 5, Beachtung. Ohne Gunst keine Kunst3, dieses Bewußtsein
von der notwendigen Grundbedingung ihres dichterischen Schaf-
fens haben wohl alle mittelhochdeutschen Dichter4, mag es die
Gunst einzelner bestimmter Gönner oder die des Publikums sein.
Es ist überhaupt die Erkenntnis, daß geistiger Besitz des ein-
zelnen seinen vollen Wert nur gewinnt, wenn er sich in Wirkung
auf die Gesamtheit auslöst, und die saslde eben ist hier die Ver-
mittlerin zwischen Individuum und Gesellschaft. So sagt Frei-
dank 79, 95 vom Wissen und der Wissenschaft: Swä witze ist ane
saslikeit, da ist niht wan herzeleit 79, 9f.; und Hugo von Trimberg
führt den Gedanken weiter aus: Üf erden nieman wart so wise,
wil man sin wort, sin werc niht prise, Er müeze verderben an sinen
witzen Und ofte in jämer trüric sitzen, So er zühte und Künste hat
kleinen danc 17869 — 17876 (Bamberger Dr. 17824 —17831)6.
Es besteht aber ein Unterschied in den Mitteln durch die das
Glück die Kunst und Wissenschaft fördert, je nach der Auffassung
die der betreffende Dichter oder Gelehrte selbst von dem sittlichen
Ziel seiner Arbeit, seiner künstlerischen oder wissenschaftlichen
Tätigkeit hat. Die höfischen, ritterlichen Dichter erstreben das
ideale Gut der Anerkennung, ere, die fahrenden dagegen materielle
Belohnung, guot; sie nehmen guot umb ere, Gaben für die Preis-
lieder die sie zum Lob' anderer singen7. Beide Male besteht das
Gegenseitigkeitsverhältnis von Dienst und Lohn. Rudolf, als.
ritterlicher Dichter, verfolgt das höhere Ziel. Anerkennung will
1 Zu den im folgenden berührten Gesichtspunkten vgl. meinen Aufsatz
über das ritterliche Tugendsystem in der Ztschr. f. d. A. 56, 137'—216.
2 Ztschr. f. d. A. 56, 166—168.
3 Ztschr. f. d. A. 56, 141 ff.
4 Siehe Burdach, Reinmar S. 137f.; Roethe, Reinmar S. 192. —
Zu Konrads v. Würzburg Ansichten über die Kunst s. Joseph, Konrads
v. Würzburg Klage der Kunst S. 12 ff., Burdach, ReinmarS. 31.137, Roethe,
Reinmar S. 187 und Reg. S. 637.
5 Roethe, Reinmar S. 192.
6 Ihr Füllhorn hat vrouwe Sselicheit über den jungen Gregorius ausge-
schüttet, Hartm. Gregor. 1235 ff., unter ihren Gaben sind auch künste genuoge.
7 Burdach S. 132, auch S. 32; vgl. auch Thomasin 3790—3798.