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Gustav Ehrismann:
ist der Grundstock des christlichen Dogmas und der Anfang der
in den theologischen Summen niedergelegten Glaubenslehre, d. i.
des Glaubensbekenntnisses. Die drei Personen sind in ihren
Wesenseigenschaften nach der Formel Abälards als Macht, Weis-
heit, Güte, aufgefaßt.
a) Wolfr. Wh. 1,1—1,18. Die Trinität: die Eigenschaft des Frei-
seins von Nichtdazugehörendem, puritas 1, l1; trinitas et unitas 1,
2; Gott als Schöpfer, allmächtig [über alle geschaft) 1, 3; seine un-
veränderliche Kraft2 1,4 ist ewig und unermeßlich, ein Sein ohne
Anfang und Ende 1,4.5; Gott und Mensch: Gott als Vater,
der Mensch als Kind 1, 83. 16 — 18; Gottes Majestät 1, 94; Bitte
1 Unter Äne valsch du reiner ist Gott als reine Form zu verstehen, die
reine Wirklichkeit ohne Beimischung von etwas Falschem, d. h. Nichtdazu-
gehörenden, der actus purus des aristotelisch-scholastischen Gottesbegriffes,
die puritas divinae substantiae des Petrus Lombardus (Sent. I Dist.
VIII, 9), das esse purum des Alanus, „das absolut einfache Wesen“, „das
schlechthin und unveränderlich Seiende“ (M. Baumgartner, Die Philosophie
des Alanus de Insulis, Baumker und v. Hertlings Beitr. II, H. 4, S. 121 ff.),
das gleiche wie Abälards aus Boethius geschöpfte nihil esse in Deo quod
Deus non sit (Deutsch, Abälard, S. 199, auch in den Sentenzen des Petrus
Lomb. a. a. O.). Purus ist = rein, „frei von jedem Accidens“. In
gleichem Sinne wird es auch angewendet in dem Hymnus de S. Trinitate
bei Mone, Hymnen, Bd. I Nr. 2 S. 4 v. 5 tu puritas, von Meister Eckhart:
als er (Gott) ein luter pur klär ein ist (Pfeifer S. 320, 29f.). Gott
ist als absolute Einfachheit und Einheit (indivisus, Mone S. 15, 30, in siin-
plici substantia S. 4, 3) passend an den Eingang der Trinität als die Trinitas
et Unitas (Trinitatis unitas) gestellt. Aber der zunächst dogmatische Grund-
gedanke der reinen Substanz ist in den Worten äne valsch, reiner im Sinne
von falschloser Reinheit in den Bereich des Ethischen erhoben. In der Ein-
leitung zum Willehalm gibt Wolfram einen kurzen Abriß der Trinitätslehre
in der zu seiner Zeit herrschenden Auffassung, die hauptsächlich durch Abä-
lard und dessen Trinitätsformel (Macht, Weisheit, Güte) bestimmt ist (zur
Aufnahme derselben in die mhd. geistliche Literatur vgl. Edw. Schröder,
Anegenge, S. 66f.).
2 Vgl. Mone, Hymnen I, Nr. 2, 1. 2. —- Stsetiu ist unveränderlich, Gott
als immutabilis Deus. Kraft ist die schaffende Tätigkeit, das schöpferische,
auch künstlerische Vermögen, die kraft Gottes ist seine Eigenschaft als schep-
fsere. Im Sinne der Verwirklichung entspricht kraft der evteXe;^« des Ari-
stoteles, der Form.
3 Der Mensch erlangt die Gotteskindschaft, wenn Gott die verderblichen
Gedanken von ihm vertreibt, vgl. dazu Parz. IX, 466, 15—29, dazu Ztschr.
f. d. A. 49, 432f.; auch Parz. III, 119, 27f.
4 Nach dem Anfang des Athanasianischen Symbolums, vgl. Walthers
Leich 3, 6: ein Got der hohe here und Wilmanns Anmerkung zu Walther 3,
6-8.
Gustav Ehrismann:
ist der Grundstock des christlichen Dogmas und der Anfang der
in den theologischen Summen niedergelegten Glaubenslehre, d. i.
des Glaubensbekenntnisses. Die drei Personen sind in ihren
Wesenseigenschaften nach der Formel Abälards als Macht, Weis-
heit, Güte, aufgefaßt.
a) Wolfr. Wh. 1,1—1,18. Die Trinität: die Eigenschaft des Frei-
seins von Nichtdazugehörendem, puritas 1, l1; trinitas et unitas 1,
2; Gott als Schöpfer, allmächtig [über alle geschaft) 1, 3; seine un-
veränderliche Kraft2 1,4 ist ewig und unermeßlich, ein Sein ohne
Anfang und Ende 1,4.5; Gott und Mensch: Gott als Vater,
der Mensch als Kind 1, 83. 16 — 18; Gottes Majestät 1, 94; Bitte
1 Unter Äne valsch du reiner ist Gott als reine Form zu verstehen, die
reine Wirklichkeit ohne Beimischung von etwas Falschem, d. h. Nichtdazu-
gehörenden, der actus purus des aristotelisch-scholastischen Gottesbegriffes,
die puritas divinae substantiae des Petrus Lombardus (Sent. I Dist.
VIII, 9), das esse purum des Alanus, „das absolut einfache Wesen“, „das
schlechthin und unveränderlich Seiende“ (M. Baumgartner, Die Philosophie
des Alanus de Insulis, Baumker und v. Hertlings Beitr. II, H. 4, S. 121 ff.),
das gleiche wie Abälards aus Boethius geschöpfte nihil esse in Deo quod
Deus non sit (Deutsch, Abälard, S. 199, auch in den Sentenzen des Petrus
Lomb. a. a. O.). Purus ist = rein, „frei von jedem Accidens“. In
gleichem Sinne wird es auch angewendet in dem Hymnus de S. Trinitate
bei Mone, Hymnen, Bd. I Nr. 2 S. 4 v. 5 tu puritas, von Meister Eckhart:
als er (Gott) ein luter pur klär ein ist (Pfeifer S. 320, 29f.). Gott
ist als absolute Einfachheit und Einheit (indivisus, Mone S. 15, 30, in siin-
plici substantia S. 4, 3) passend an den Eingang der Trinität als die Trinitas
et Unitas (Trinitatis unitas) gestellt. Aber der zunächst dogmatische Grund-
gedanke der reinen Substanz ist in den Worten äne valsch, reiner im Sinne
von falschloser Reinheit in den Bereich des Ethischen erhoben. In der Ein-
leitung zum Willehalm gibt Wolfram einen kurzen Abriß der Trinitätslehre
in der zu seiner Zeit herrschenden Auffassung, die hauptsächlich durch Abä-
lard und dessen Trinitätsformel (Macht, Weisheit, Güte) bestimmt ist (zur
Aufnahme derselben in die mhd. geistliche Literatur vgl. Edw. Schröder,
Anegenge, S. 66f.).
2 Vgl. Mone, Hymnen I, Nr. 2, 1. 2. —- Stsetiu ist unveränderlich, Gott
als immutabilis Deus. Kraft ist die schaffende Tätigkeit, das schöpferische,
auch künstlerische Vermögen, die kraft Gottes ist seine Eigenschaft als schep-
fsere. Im Sinne der Verwirklichung entspricht kraft der evteXe;^« des Ari-
stoteles, der Form.
3 Der Mensch erlangt die Gotteskindschaft, wenn Gott die verderblichen
Gedanken von ihm vertreibt, vgl. dazu Parz. IX, 466, 15—29, dazu Ztschr.
f. d. A. 49, 432f.; auch Parz. III, 119, 27f.
4 Nach dem Anfang des Athanasianischen Symbolums, vgl. Walthers
Leich 3, 6: ein Got der hohe here und Wilmanns Anmerkung zu Walther 3,
6-8.