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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0077
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Studien über Rudolf von Ems.

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hohe Rede angewandt werden, die Aufgabe des Geistlichen ist,
das Volk zu belehren, das Haupterfordernis der Predigt also ist
Verständlichkeit, ist eine klare und sichere Sprache, der maßvolle
Stil. Medium tenuere beati ruft Alanus dem Prediger zu in seiner
Summa de arte praedicatoria, er, der in seinen antikisierenden
Allegorien im üppigsten Wortgepränge schwelgt1. Die Regeln für
die mittelalterliche Predigt also sind aus der klassischen Rhetorik,
vor allem aus Cicero übernommen und Surgant schickt seiner
Sammlung rhetorischer Figuren folgende Einleitung voraus: Deci-
mustertius modus amplificandi sermonem et extendendi diversas
materias: per colores rhetoricales, qui a Cicerone in III. libro
rhethoricorum et pluribus illustribus oratoribus traduntur, Ruch I
Cons. XVI, Bl. 28b2. Der Inhalt der Predigt besteht überhaupt
in Erweiterung, insofern sie den Grundstock, das Thema, der Ge-
meinde weiter auseinandersetzen muß. Oft auch war der Prediger
genötigt, aus eigenem Zutun seine Rede weiter auszuführen, wenn
ihm als Hilfsmittel nur eine kurz disponierte Musterpredigt vorlag3.
Die Erweiterung, Amplificatio, ist für die Geschichte der alt-
deutschen Übertragungskunst von grundlegender Bedeutung. Der
fremde Text sollte dem deutschen Publikum verständlich gemacht
und innerlich näher gebracht, seiner Auffassung und seinem
Empfindungsleben angepaßt werden, das geschah eben durch
erläuternde Zusätze, durch tiefere Begründung der äußeren Er-
eignisse oder der inneren Bewegungen, durch Ausmalung der Situa-
tionen oder der Empfindungen der Personen, kurz: durch Er-
weiterung. Die für die Predigt übliche Methode der Amplificatio4
1 Eine vortreffliche Kritik seines eigenen weltlichen Stils gibt Alanus,
zugleich indem er dem Prediger vorhält, wie man es nicht machen soll:
Praedicatio enim in se non debet habere oerba scurrilia vel puerilia vel rhyth-
morum melodias et consonantias metrorum, quae potius jiunt ad aures demul-
cendas quam ad animum instruendum, quae praedicatio theatralis est et mimica ..
praedicatio enim non debet splendere phaleris verborum purpuramentis colorum
nec nimis exsanguibus verbis debet esse dejecta sed Medium tenuere beati. Quia,
si nimis esset picturata, videretur nimio Studio excogitata et potius elaborata ad
favorem hominum quam ad utilitatem proximorum et ita minus moveret animos
auditorum, Migne 210, 112BCD.
2 Vgl. Lecoy de la Marche, S. 308ff.; Ztschr. f. d. Phil. 36, 516 f.
3 „Eine Rhetorik, welche durch Häufung analoger Dinge wirkte, floß
aus der Predigt in die Dichtung über und ward eine Schule der Phantasie“,
Scherer, Gesch. d. d. Lit., S. 82.
4 Über die Fülle des Ausdrucks in der Predigt vgl. Edw. Schröder,
Anegenge, S. 30 ff. Eine der Anweisungen Surgants, Buch! Cons. VII, Bl. 11a,
 
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