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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 9. Abhandlung): Vom goettlichen Wohlgeruch — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37686#0041
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Vom göttlichen Wohlgeruch.

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frühen und späten Mittelalters, — Wahrzeichen des Göttlichen
auf Erden, oder genauer gesagt, der göttlichen Mächte, die die
Kluft zwischen dem ins Unzugängliche ewig gebannten Gott und
der Welt überbrücken, — entweder Christi oder noch häufiger,
weil abstrakter, des ,,Mittlers“1, des göttlichen Geistes2.
Diese gnostischen Zeugnisse machen es vielleicht begreif-
licher, warum die „kirchlichen“ Apologeten so selten das Bild
vom göttlichen Wohlgeruch verwenden. Aber es ist auch in der
altchristlichen Literatur nie ganz verschwunden, und wird um so
lebendiger, je mehr die Entwicklung der altkatholischen Reli-
giosität über die gnostische „Ketzerei“ hinausführt und diese als
Fremdkörper abstößt. Lebendig erhalten wurde es vor allem durch
sein Auftreten im Neuen Testament3, durch die allegorische Deu-
tung des Hohenliedes4 und die bei der Taufe üblich gewordene
Salbung der Täuflinge5.
1 Stellen bei Usener, Das Weihnachtsfest2, S. 36, Anm. 22; S. 66, Anm. 7.
2 Bei den Gnostikern ist die Duftvorstellung auch mit dem Ölsakrament
verbunden worden. Der Geruch des Öles ist bei den Markosiern τύπος τής
υπέρ τά δλα εύωδίας (Iren., adv. Haer. I, 21, 3). Wie es Dämonen vertreibt,
so gibt es auch denen, die damit gesalbt werden, „Kraft, ihre Widersacher zu
besiegen“ (acta Thomae, c. 157) oder eine unvergängliche Leiblichkeit (slav.
Henoch 24, 9 Rec. B), oder die Unsterblichkeit (Rekogn. I, 45). Nicht unschwer
ist in diesen Vorstellungen eine Nachwirkung der griechischen Anschauungen
von der Salbung mit Ambrosia zu erkennen, wenn diese auch gewiß nicht
allein von Einfluß gewesen sind. Genaueres über das Ölsakrament bei Lipsius,
Apokryphe Apostelgeschichten, I, 331 ff., Bousset, a. a. O. S. 297 ff.
3 Es begegnet bei der Erläuterung der Salbung Jesu in Bethanien oder
2 Kor. 2, 14f.; so z. B. Origenes, Comm. in Joh. XX, 44 (in der Berl. Akad.
Ausgabe von Erich Klostermann, XX, 415, Bd. IV, S. 388).
4 So z. B. Origines, Hom. in Gant, (in der Übersetzung des Hieronymus)
I, 3. 5; 11,2.6 (ed. Lommatsch XIV, 237ff.); Libr. in Cant., übersetzt
von Rufin, I (Lommatsch XIV, S. 340—344. 350. 353); II (S. 368). Vor
allem dann in dem Kommentar Hippolyts εις τό ασμα (Berl. Akad. Ausg. v.
Bonwetsch), Fragment XVI zu Cant 3, 6 (I, 356); Fr. XIX zu Cant. 4, 10. 16
(S. 372. 374); ferner die neue Ausgabe in TU, N. F. VIII, 2, S. 26ff., in
Hippolyts Schrift über die Segnungen Jakobs (TU, 3. R. VIII, 1, 18) cap. 7.
Bonwetsch, Studien zu den Kommentaren Hippolyts usw. in T U. N. F.
1,2 (1897), S. 13. 19. zieht außerdem eine antijüdische Schrift „Erfüllungen
der Weissagungen der Propheten“ heran, in der es zu Cant. 5,10 (Bl. 167r:)
heißt: „Christus . . . hat mit Wohlgeruch die Welt durchduftet.“
5 z. B. in dem S. 42 Anm. 1 mitgeteilten Taufgebet aus den Const.
apost. VII, 44. Vgl. ferner Clemens Alex., Paed. VIII, 63,2; 67. S. über-
haupt das ganze cap. VIII: εί μύροις καί στεφάνοις χρηστέον. Ferner den
Gebrauch der narium et aurium apertio bei der Taufe, Sacramentar. Gelas.
 
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