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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 9. Abhandlung): Vom goettlichen Wohlgeruch — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37686#0025
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Vom göttlichen Wohlgeruch.

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Die verschiedenen Momente dieser Vorstellungen begegnen,
mannigfach gemischt und umgedeutet, sowohl in der jüdischen
als christlichen Religion; aber nirgends läßt sich hier mit Bestimmt-
heit sagen, aus welchen Quellen diese späteren Anschauungen
sich speisen.

III.
Ehe wir auf die jüdische Duftvorstellung kommen, ist es not-
wendig, einen kurzen Blick auf die israelitische Religion zu werfen.
Die israelitische Religion kennt mannigfache Symbole, unter
denen Jahwe auf Erden erlebt wird. Er kommt in Wolke und
Wind1, in Rauch und Feuer2; im Gestaltlosen, Unbegrenzten, nicht
in Gestalt und deutlich umgrenzten Bild wie in der griechischen
frommen Betrachtung gibt Jahwe sich kund — die bekannte Er-
zählung von der Erscheinung Jahwes vor Elias3 gibt ein tiefes
Sinnbild dieser geistigen Frömmigkeit, die alle Sinnenhaftigkeit
sprengt und im Grenzenlosen verwurzelt ist. Wie darum der
Gedanke, Jahwe könne sich in göttlich leiblicher Gestalt auf Erden
offenbaren, isrealitischer Religiosität fremd ist, so begegnet auch
nirgends das Symbol des göttlichen Duftes als einer Form seiner
Epiphanie.
Umso lebendiger, wenn auch vielleicht ursprünglich der Jahwe-
religion fremd, ist der Gedanke der Salbung4. Aber auch hier ist
dem Gedanken alle sinnliche Anschaulichkeit entzogen. Daß
Jahwe Könige salbt, ist nur ein Gleichnis; der Prophet vollzieht
in seinem Namen die Salbung. Und diese wirkt keine leiblich
äußere Segnung, sondern Begabung mit dem göttlichen Geiste,
der den Gesalbten ergreift. So ist hier Vorgang und Vorstellung
in unsinnliche Geistigkeit erhoben; und selbst wenn ursprünglich
die Vorstellung lebendig war, Jahwe selber salbe mit heiligem Öle
1 z. B. Exod. 19,16; 1. Kön. 8,10.
2 z. B. Exod. 3,2; 19,18; Jes. 6, 4ff.
3 1. Kön. 19, 13 ff.
4 Vgl. zum folgenden: Robertson Smith, Lectures on the Religion of
the Semites I, 1889, S. 364; Weinel, Zeitschrift für alttestamentliche Wissen-
schaft 18, 1 ff., Wellhausen, Archiv für Rel.-Wissenschaft 7, 33ff.,; Spiegel-
berg, ebenda 9,143f.; Gressmann, Ursprung der israelitisch-jüdischen
Eschatologie, S. 258f. Ich muß mich, da diese Vorstellung nur in losem
Zusammenhang mit meinem Thema steht, mit diesem kurzen Hinweis begnügen.
 
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