Die Candra-Vrtti gehört, ebenso wie Durgasimha’s Katantra-
Vrtti, zum Typus der einfachen oder Laghu-Vrtti und bietet
daher dem Verständnis geringere Schwierigkeiten als die einen
typus amplior (später Brhad-Vrtti genannt) repräsentierende Käsikä.
Es ist namentlich die Ausschaltung der Akzentregeln, neben der
Kürzung des Raisonnements, was die Darstellung im Candra-
System erleichtert. Es empfiehlt sich daher, nach dem Kätantra
zunächst sich in die Candra-Vrtti einzulesen, ehe man an die
Käsikä geht. Diese wird allerdings durch das ältere Werk nicht
entbehrlich gemacht, teils wegen des Fehlens der vedischen und
Akzentregeln mit ihren Beispielen in diesem, teils wegen ihrer
unmittelbaren Beziehung auf Panini. Aber die Candra-Vrtti bietet
uns, eben wegen ihres schlichten Stiles, allem Anschein nach das
treuere Abbild der alten, verlorenen Päninlya -Vrtti, wie sie von
Panini mündlich seinen Schülern gelehrt und später von Kuni,
Nallüra u. a. aufgezeichnet wurde.1
Das Candra-Sütra mit seiner Vrtti zerfällt in zwei Teile. Der
erste Teil, Buch I—IV umfassend, kann seinem Standpunkt oder
seiner Tendenz nach als 'bedeutlich’ (semantisch), der zweite als
phonetisch gekennzeichnet werden; der erste Teil (im wesentlichen
Panini Buch III—V entsprechend) steht daher dem Nirukta (Ety-
mologie) näher, der zweite (gleich den letzten Büchern Panini’s)
der Siksä (Lautlehre) und den Prätisäkhva’s. An den Dhätu-
pätha, das Verzeichnis der primären Wurzeln, sich anschließend
bringt der erste Teil zunächst
A die Erweiterung und Vervollständigung des Wurzelbegriffes
durch sekundäre Wurzeln und Denominativa (bis I, 1, 50); an alle
diese Wurzeln treten
B eine Reihe Suffixe, die teils Verbalstämme, teils primäre
Nominalstämme bilden (bis Ende von I, 3); beide Arten von
Suffixen werden, da ihre Bedeutungen vielfach zusammeufallen,
z. T. auch zusammen behandelt. Es folgt weiter
1 Vgl. zu diesen Namen die Einleitung von Haradatta’s Padamanjarl (ed.
Benares 1895—98) und von JinendrabuddhPs Nyäsa.
l*
Vrtti, zum Typus der einfachen oder Laghu-Vrtti und bietet
daher dem Verständnis geringere Schwierigkeiten als die einen
typus amplior (später Brhad-Vrtti genannt) repräsentierende Käsikä.
Es ist namentlich die Ausschaltung der Akzentregeln, neben der
Kürzung des Raisonnements, was die Darstellung im Candra-
System erleichtert. Es empfiehlt sich daher, nach dem Kätantra
zunächst sich in die Candra-Vrtti einzulesen, ehe man an die
Käsikä geht. Diese wird allerdings durch das ältere Werk nicht
entbehrlich gemacht, teils wegen des Fehlens der vedischen und
Akzentregeln mit ihren Beispielen in diesem, teils wegen ihrer
unmittelbaren Beziehung auf Panini. Aber die Candra-Vrtti bietet
uns, eben wegen ihres schlichten Stiles, allem Anschein nach das
treuere Abbild der alten, verlorenen Päninlya -Vrtti, wie sie von
Panini mündlich seinen Schülern gelehrt und später von Kuni,
Nallüra u. a. aufgezeichnet wurde.1
Das Candra-Sütra mit seiner Vrtti zerfällt in zwei Teile. Der
erste Teil, Buch I—IV umfassend, kann seinem Standpunkt oder
seiner Tendenz nach als 'bedeutlich’ (semantisch), der zweite als
phonetisch gekennzeichnet werden; der erste Teil (im wesentlichen
Panini Buch III—V entsprechend) steht daher dem Nirukta (Ety-
mologie) näher, der zweite (gleich den letzten Büchern Panini’s)
der Siksä (Lautlehre) und den Prätisäkhva’s. An den Dhätu-
pätha, das Verzeichnis der primären Wurzeln, sich anschließend
bringt der erste Teil zunächst
A die Erweiterung und Vervollständigung des Wurzelbegriffes
durch sekundäre Wurzeln und Denominativa (bis I, 1, 50); an alle
diese Wurzeln treten
B eine Reihe Suffixe, die teils Verbalstämme, teils primäre
Nominalstämme bilden (bis Ende von I, 3); beide Arten von
Suffixen werden, da ihre Bedeutungen vielfach zusammeufallen,
z. T. auch zusammen behandelt. Es folgt weiter
1 Vgl. zu diesen Namen die Einleitung von Haradatta’s Padamanjarl (ed.
Benares 1895—98) und von JinendrabuddhPs Nyäsa.
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