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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 2. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 3 — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37769#0014
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14

Christian Bartholomae:

mit den entsprechenden lautlichen Veränderungen, späterhin, neben
'Häua-s (Nom. Sing.) 'Macht' — allenfalls auch Häui-s, s. Brugmann
Grdr.2 2 a. 168 f. — ein gleichbedeutendes selbständiges *täiiia-s
gegeben habe: es sei denn infolge von Dekomposition (s. unten).
Bedeutung und Bildung lassen sich nicht vereinbaren; man ver-
gleiche die Indices in meinem AirWb. 1935 ff., in Grassmanns
WbRV. 1710 ff. und in Whitneys IndVAV. 351 ff., und prüfe
die daselbst verzeichneten, nicht zusammengesetzten Nominalstämme
auf ia- mit dehn stufigem Wurzelsonanten auf ihre Bedeutung.
Richtig ist der Ansatz eines (ar.) *bhäuia- als Hinterglied für np.
andarvay 'Bedürfnis’, sowie für mpB. *apay (aus *upabh°) 'Not-
wendigkeit', der Quelle des Verbums mpB. apäyet, np. bayacl 'es
ist notwendig'; vgl. WZKM. 29. 14 ff. Aber hier entspricht der
Bildung auch die Bedeutung: das Wort ist ein Participium neces-
sitatis, = ai. bliavyä- 'was geschehen muß’. Wesentlich bedenk-
licher schon ist die gleiche Fassung des Hinterglieds bei mpB.
hambäy 'Teilnehmer, Genosse’, das, neben liambäv bezeugt, ein
(ar.) *°bhäuia- voraussetzt. Für xvatay neben xvatav aber ist sie
keinesfalls angängig.
12. Vorausgesetzt, daß das Wort wirklich eine volle Neu-
schöpfung ist, so kann oder muß man annehmen, daß als Muster
für die Nachbildung des griech. aÜTOKpdrujp ein durchsichtiges
PossessivKompositum gedient hat, bei dem sich der bei solchen
Komposita uralte Ausgangswechsel (ar.) a- X ia' erhalten hatte, so
wie es z. B. bei aind. viSvä.deva- und visvä.devya- und bei apers.
vispa.zana- (mpT. visp.zanag) 'omnigena’ und ai. vi&vä.janya- der
Fall ist, vgl. Wackernagel AiGr. 2. 106 ff. und Brugmann Grdr.2
2 a. 112. Die angeführten Beispiele weisen auf ein Musterpaar
(airan.) *uispa.täua- X *.täyia- 'omnipotens’. Aber näher liegt es
doch, das Muster in einem wirklich bezeugten Paar zu suchen.
Ein solches aber war gegeben in den Nachformen von *pati.tcma-
X *pati.tayia- 'wider[stands]kräftig, ausdauernd, pertinax’, von
denen jenes die Grundlage des msS. PT'YT pattävat 'persevera-
verit' (Matth. 10. 22) bildet, während sich das letztere in mpB.
pattay (geschrieben p t ad) 'pertinax' fortsetzt — das besonders in
der pattay 'lang ausdauernd’ vorliegt x) —, sowie im Verbum pat-
’) Auch PahlT. 145. 4, sowie Dd. 34. 3, wo West SBE. 18. 77 richtig
mit 'durable’ übersetzt. [Aber zu DkM. 883. 9 und 931. 8 best und übersetzt
er falsch, SBE. 37. 316: glrift-ae, 377: der-padäb]
 
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