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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 2. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 3 — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37769#0022
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22

Christian Bartholomae:

Sünders (Ungläubigen) handelt. Diese Scheidung ist alt, sie
stammt aus dem Awesta; jenes mpB. dr d ddt k dient als
Übersetzung des jAw. gdrgba- (= ai. grhä- 'Haus’), das im
Gegensatz zu nmäna- (= mpB., np. man) die Behausung der
Ungläubigen bezeichnet; vgl. mein AirWb. 522 f., 1090 f.,
Frachtenberg SpiegclMemVol. 285, Güntert Ah&daivAus-
drücke 23.
18 c. Das mpB. lautliche Gegenstück zum jAw. gsroba-
wäre gil. Ist mit dd r xvatäy güxvatäy gemeint? Die Zeichen
lassen diese Lesung ohne weiteres zu. Freilich kann man
ja einwenden, daß ein Wort gil 'Haus5 allein für sich nicht
vorkommt; aber es ist doch nicht selten, daß ein Wort, das
in selbständigem Gebrauch untergegangen ist1), in der Kom-
position fortlebt, — oder auch in irgendeiner Weiterbildung.
Ein solche aber sehe ich in mpB. dr d ddt k. Die Pazan-
disten umschreiben es mit gnsta, s. Mx. 5. 8, 6. 10, Sv. 14. 85;
DarabSanjana s. (von Sciieftelowitz stillschweigend über-
nommene und vertretene) Lesung garcl i dadah (s. Btiil.
zAirWb. 29 No.) verstößt nicht nur gröblich gegen die Laut-
gesetze, sondern ist auch begrifflich unbrauchbar2J. Ich lese
gilistak3), sehe darin eine Erweiterung mit dem üblichen ah

x) Vielleicht ist gil im Sinn von 'Schlupfwinkel, Loch’ doch für eine Stelle
anzuerkennen, Zsp. 6. 5, wo es von Reptilien heißt: 'lce 'andar dd r dg n i zamilc
'andar 'sut 'hand. West SBE. 5. 169 übersetzt: 'who entered into the müddiness
of the earth’. Aber gilik, wie er jedenfalls las, würde, wüe das entsprechende
npers. gilt, nur 'irden, lehmig, schmutzig’, aber nicht'Schmutz’ besagen können.
Ist mit leichter Änderung — a statt dg — gilän zu lesen? Dann w7äre zu
übersetzen: 'die sich in die Schlupfwinkel (Löcher) der Erde verkrochen haben’.
2) PahlRivDd. 23. 5f. redet Ährman den in die Hölle (dözoxv) gekommenen
Gottlosen so an: 'cem 'ka 'be 'ö gilistak i 'man 'mat 'lie 'wie kommts, daß du in
meine Behausung gekommen bist?’ Und Sv. 14. 85 steht (in MpB. über-
tragen) dö£oxv särdär i sär [t] gilistak i tarn töxmalc 'der Höllenfürst, der
Machthaber der Behausung des Geschlechts der Finsternis’; in sär (älter *sähr)
sehe ich die Nach form eines airan. *s<2ör°; s. Hvbschmann PSt. 204 ff. und jAw.
säftrqm (AirWb. 1570); sätar- (: säür-) ist vorzugsweise damscher Ausdruck
(wie gilistak).
3) i, der Sonant der KompositionsFuge, ist vor dem Zischlaut aus hellem
Schwa entwickelt. — Daß das selbe Wort dort in gilxvatäy mit dd r, hier in
gilistak mit d r geschrieben ist, besagt nichts; auch z. B. das Wort für 'Herz’
dil w'ird dr und (plene) dd r geschrieben, mit und ohne Bezeichnung des
7-Lauts.
 
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