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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0009
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Das altägyptische Schlangenspiel.

9

Diese Pyramidenstellen — was immer ihr Sinn sein mag1 — sind für
unsere Untersuchung deswegen wichtig, weil sie für ein Zeichen ö
die unzweifelhafte Lesung mhn gehen. Daß aber dieses Zeichen
kein anderes als das unseres Schlangenspielbrettes ist, ergibt sich
aus einer erneuten Betrachtung der bisher absichtlich vernachlässig-
ten Beischriften in Medum XIII und im Relief des Spss-R'. In
Medum wird danach mit Sicherheit mhn zu lesen2, und auch die
Beischrift zu LD II, 61a wird in * l'UJzu berichtigen und h'b
mhn, d. h. ,,mhn spielen“3 zu lesen sein. Damit aber wäre mhn
als Name des Schlangenspiels bezw. des Schlangenspielbrettes
nachgewiesen.
Eine Bestätigung für diese Konjektur findet sich in dem
Grabe des V6, der zur Zeit Psammetichs des Ersten Fürst von
Theben war. Dieser ’Jb ist auf der Südwand der zweiten Kammer
seines Grabes zweimal dargestellt, wie er zunächst allerlei Tänzen,
Musik und anderen Belustigungen seiner Untergebenen, und dann
den Arbeiten seiner Handwerker zuschaut. Die „Vergnügungen“
sowohl wie die Arbeiten der Handwerker sind in je fünf Reihen
übereinander dargestellt. Die Gesamtüberschrift zu der ersten
Darstellung4 beginnt: „Der Fürst 5 6Jb betrachtet die schönen
Dinge, an denen man sich erfreut, er erholt sich zur guten Stunde,
er betrachtet das Singen und Tanzen, mit5 Myrrhen und allen
schönen Dingen gesalbt“ — und dann heißt es weiter: i'VÜshl a
yvUjpSj Die fünfte Reihe, in der Leute bei verschie-
1 In der ersten wird der verstorbene König als „herauskommend als
mhn“ (? oder: in dem mhn? aus dem mhn?) bezeichnet (so nach T; die
Variante bei N ist mir unverständlich); in der zweiten heißt es vom König:
„du empfängst (oder: empfange doch) diese deine weißen Zähne! (die des?)
mhn sind sie( ?)“. Vgl. übrigens S. 23 f. „
2 Mit Voranstellung des nach der Vogelhieroglyphe zu lesenden X. , vgl.
Lacau, Recueil 25, 149f. [Ich sehe nachträglich, daß Lacau dort (unter 10)
die beiden Worte fragend schon zusammengestellt hat.]
3 Vgl. die gewöhnliche Redensart h'b sn.t. „Brettspielen“, z. B. Totb. 17,2.
4 Auszüge bei Champ. Not. I, 555ff. Die Inschriften auch in Brugschs
Recueil II, Taf. 68 und Scheil, Tombeau d’Aba (Mem. de la'Mission, Bd. V),
p. 633ff., die mit Champollion verglichen den von mir hergestellten Text
ergeben. Champollion und Scheil geben hinter mhn den kugeligen Topf,
Brugsch das lange Gefäß.
5 Anstatt des s (das Brugsch und Scheil haben!) ist doch wohl m
zu lesen.
6 Offenbar von dem zweiten m33 abhängig: „er betrachtet das Spielen
usw.“ Für die Übersetzung siehe S. 11 Anm. 1.
 
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