Karl Obser:
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gebracht worden. Die erwähnten vierspännigen Züge für Bau-
und Lastfuhren bestanden aus Rappen und zwar meist aus
Hengsten oder Wallachen. Diese Pferde hatten unter der Re-
gierung des Großherzogs Ludwig zum Landesgestüt gehört und
waren damals in dem Hengststall der Dragonerkaserne unterge-
bracht gewesen. Erst nach dem Regierungsantritt meines Vaters
wurden sie in den Marstall und zwar in die hinteren Abteilungen!,
nächst dem Fasanengarten übernommen. Sie führten den Namen
„Baufuhrzüge“. Die Leistungen des Marstalls waren damals her-
vorragende, da alle Reisen meiner Eltern im Lande stets mit
eigenen Pferden durchgeführt und hierbei unterwegs sechsspän-
nige, vierspännige und zweispännige Relais gelegt wurden. Bei
Besuchen in Baden-Baden fuhren meine Eltern mit untergelegten
Pferden sogar bis Offenburg. So war denn auch bei Landaufent-
halten die Anzahl mitgenommener Pferde eine verhältnismäßig
große. Zur Überführung des Gepäcks dienten die Baufuhrzüget,
welche in der Regel ein bis zwei Tage vorher abgingen und im
Schritt fuhren. Interessant war allein schon der Anblick solcher
Lastzüge. Sie bestanden in der Regel zunächst aus zwei großen
Leiterwagen, über und über mit Koffern vollgepackt und mit
großen Lederdecken überspannt, und dann aus zwei mächtigen
Fourgons von einer heutzutage kaum mehr vorkommenden Größe.
Wie solche Wagen, mit vier Pferden bespannt, die alte Steige
zum Schloß Eberstein hinaufkommen konnten, erscheint uns
heutzutage geradezu als ein Rätsel, und doch mußte bei dortigen
Aufenthalten die Steige mehrere Male im Monat überwunden
werden, da alle Wäsche nach Karlsruhe gebracht und wieder
zurückgeführt wurde.
Zu der Schilderung des damaligen Marstalls und seiner
Leistungen gehört wohl auch noch ein kurzer Blick auf das
Gestüt Stutensee, welches unter Großherzog Karl Friedrich ge-
gründet worden war. In diesem Gestüte wurden ursprünglich
mit den besten, jedoch abgängigen Pferden des Großherzogs
meist nur Reitpferde und zwar vornehmlich deutscher Rasse
gezogen. Aus Pferdebildern der damaligen Zeit läßt sich ent-
nehmen, daß die dort gezüchteten Tiere norddeutschen Blutes
waren und größtenteils der an starker Ramsnase erkennbaren
sogen. Dessauer Rasse angehörten. Großherzog Ludwig über-
nahm nach dem Tode des Großherzogs Karl das Gestüt in einem
sehr verwahrlosten Zustande und ergänzte es wieder auf einen
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gebracht worden. Die erwähnten vierspännigen Züge für Bau-
und Lastfuhren bestanden aus Rappen und zwar meist aus
Hengsten oder Wallachen. Diese Pferde hatten unter der Re-
gierung des Großherzogs Ludwig zum Landesgestüt gehört und
waren damals in dem Hengststall der Dragonerkaserne unterge-
bracht gewesen. Erst nach dem Regierungsantritt meines Vaters
wurden sie in den Marstall und zwar in die hinteren Abteilungen!,
nächst dem Fasanengarten übernommen. Sie führten den Namen
„Baufuhrzüge“. Die Leistungen des Marstalls waren damals her-
vorragende, da alle Reisen meiner Eltern im Lande stets mit
eigenen Pferden durchgeführt und hierbei unterwegs sechsspän-
nige, vierspännige und zweispännige Relais gelegt wurden. Bei
Besuchen in Baden-Baden fuhren meine Eltern mit untergelegten
Pferden sogar bis Offenburg. So war denn auch bei Landaufent-
halten die Anzahl mitgenommener Pferde eine verhältnismäßig
große. Zur Überführung des Gepäcks dienten die Baufuhrzüget,
welche in der Regel ein bis zwei Tage vorher abgingen und im
Schritt fuhren. Interessant war allein schon der Anblick solcher
Lastzüge. Sie bestanden in der Regel zunächst aus zwei großen
Leiterwagen, über und über mit Koffern vollgepackt und mit
großen Lederdecken überspannt, und dann aus zwei mächtigen
Fourgons von einer heutzutage kaum mehr vorkommenden Größe.
Wie solche Wagen, mit vier Pferden bespannt, die alte Steige
zum Schloß Eberstein hinaufkommen konnten, erscheint uns
heutzutage geradezu als ein Rätsel, und doch mußte bei dortigen
Aufenthalten die Steige mehrere Male im Monat überwunden
werden, da alle Wäsche nach Karlsruhe gebracht und wieder
zurückgeführt wurde.
Zu der Schilderung des damaligen Marstalls und seiner
Leistungen gehört wohl auch noch ein kurzer Blick auf das
Gestüt Stutensee, welches unter Großherzog Karl Friedrich ge-
gründet worden war. In diesem Gestüte wurden ursprünglich
mit den besten, jedoch abgängigen Pferden des Großherzogs
meist nur Reitpferde und zwar vornehmlich deutscher Rasse
gezogen. Aus Pferdebildern der damaligen Zeit läßt sich ent-
nehmen, daß die dort gezüchteten Tiere norddeutschen Blutes
waren und größtenteils der an starker Ramsnase erkennbaren
sogen. Dessauer Rasse angehörten. Großherzog Ludwig über-
nahm nach dem Tode des Großherzogs Karl das Gestüt in einem
sehr verwahrlosten Zustande und ergänzte es wieder auf einen