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Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 4. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 1: Marsilius von Inghen und die okkamistische Schule in Deutschland — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37794#0008
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8

Gerhard Ritter:

Häufung der heimischen geistlichen Pfründen, deren sich der fern
in Paris und Heidelberg lebende Professor erfreute1. Auf behäbige
äußere Lebensumstände weisen auch manche Züge seiner Tätig-
keit schon in Paris: offenbar gehörte er einer gehobenen sozialen
Schicht an, die unter den deutschen Studierenden in Paris nicht
gerade zahlreich vertreten war.
Niederrheinische Landsleute bildeten um die Mitte des 15. Jahr-
hunderts den Hauptbestandteil der natio Anglicana (später Aleman-
nica genannt) an der Pariser Universität. Ihr auffallendes Über-
gewicht, wie der starke Anteil der rheinischen Gegenden überhaupt
an den gelehrten Auslandsstudien vor Begründung der rheinischen
Hochschulen2 weist auf den großen Gang des europäischen K ul für-
1 Zwischen 1362 — 4 quittiert der päpstliche Kollektor de Weveling-
hoven über eine Pfründenabgabe von 20 fl. von einem Marsilius, canonicum
ecclesie S. Georgii Coloniensis: identisch mit M. v. I.? (s. Kirsch, p. 328). -
1362, Nov. 27, bittet M. v. I., kaum mag. in art. geworden (in artibus actu
regens) in dem Pariser rotulus um ein Kanonikat von S. Severin in Köln
(Denifle, Chart. III, 135, nr. 1310) und erhält es am gleichen Tage über-
tragen (Mitt. a. d. Vatikan. Registern von Sauerland: Jahrb. der Ges. L
lothr. Gesell, u. Altert. Kde. XV (1903) p. 472 u. Urk. u. Reg. z. Gesch. d.
Rhldes. V, nr. 35) 1369, Mai 29 überträgt ihm Urban V. ein Kanonikat
eclesie Monasteriensis (Denifle, 1. c. III. nr. 1356, p. 188), im gleichen Jahre.
Juni 30, ein Kanonikat an S. Cassius in Bonn (Jahrb. f. lothr. Gesch. XV.
p. 472 u. Saterland, Urk. u. Reg. V, nr. 653), nach dessen Erwerb der An-
spruch auf die Münsterer Pfründe erlöschen soll. 1380, Febr. 10 wird er
von Clemens VII. eines Kanonikats mit Pfründe und Chorstuhl an St. Severin
in Köln entsetzt, ebenso, aber nachweislich ohne praktischen Erfolg, eines
Kanonikats mit Pfründe an St. Cassius in Bonn, ferner 1382, April 10 auf
Ansuchen des Grafen Adolf von Cleve (vom 10. März 1382), eines Kanonikats
in Emmerich (N. Valots, I., 282, Saterland VI, nr. 1363 u. 871 u. Reper-
torium Germanicum, p. 108 u. 111*, nach Suppl.-Register 54, 31, bzw. 61.
I 05). L386 ist er canonicus et thesaurarius ecclesie s. Andree Coloniensis (U.B.I,
nr. 1). Eine Pfarrpfründe an der Kirche St. Gangolf in Bonn mit 20 m. Jahres-
ertrag hat er quondam gegen ein Kanonikat mit Pfründe an der Kirche zu
Münstereifel getauscht (Urk. v. 1396, okt. 6, bei Sauerland VI, nr. 891).
ebenso quondam ein Kanonikat mit Pfründe der Kirche SS. Crisanti et Darie
in Münstereifel mit 20 m. Ertrag gegen eine Altarstelle des St. Mauritius
in der Kirche Mariae ad ortum in Köln, (ibidem VI, nr. 890). 1396, sept. 17
wird über die durch seinen Tod erledigte Scholasterstelle des Stiftes von
St. Dionysius in Lüttich neu verfügt (Saterland in Jb. d. Ges. f. lothr.
Gesch. XXI, 2, p. 351). — Das sind nur zufällig erhaltene, also vermutlich
unvollständige Belege!
2 Für Paris lassen sich keine genauen Zahlen ermitteln, doch zeigt
das Auct. I. dem Betrachter ohne weiteres das Überwiegen des niederfrän-
kischen Elementes. Der Anteil der Rheinländer im weitesten Sinne an der
 
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