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Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 4. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 1: Marsilius von Inghen und die okkamistische Schule in Deutschland — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37794#0022
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Gerhard Ritter:

neue Gesandtschaft an den Papst, deren näherer Zweck nicht
bekannt ist; in der Hauptsache scheint es sich um die Sicherung
irgendwelcher bedrohter Privilegien gehandelt zu haben1, jeden-
falls aber nicht um einen Rotulus, obwohl man bei der Kränklich-
keit Gregors XI. einen baldigen Papstwechsel erwarten mochte2.
Es bezeichnet wiederum die angesehene Stellung des Marsilius,
daß er in diesem wichtigen Augenblick zum ersten Gesandten
bestimmt wurde. Anfang Mai 1377 war er noch in Paris anwesend;
am 3. Juli wurde ein Reisebrief des Gesandten vor der Universität,
Fakultät und Nation verlesen, am 26. ein zweiter, aus Avignon
datiert, vor der Nation, auf den man am 7. August zu antworten
beschloß, ohne daß uns der Inhalt aller dieser Schreiben erhalten
wäre Es müssen längere Verhandlungen mit den in Avignon
gebliebenen Rehörden der Kurie stattgefunden haben, denn noch
Ende November erhielt die Universität von dort einen Brief des
Marsilius3. Vermutlich erwartete er hier noch die Rückkehr Gre-
gors XI. nach Frankreich. Erstaunlich, wie lange die Angelegen-
heit sich fortschleppte: als Gregor im März 1378 starb, befanden
sich die Gesandten noch immer an der Kurie und erlebten vielleicht
die stürmische Wahl des Erzbischofs von Bari am 8. April aus
nächster Nähe mit. Am 13. Juni beschloß die Nation an Marsilius
und Heinrich von Thenis, seinen deutschen Mitgesandten, beide an
der Kurie weilend, eine Aufforderung zu schicken, sie sollten alles
aufbieten, um die noch immer nicht erledigte Beschwerde über das
Examen von St. Genovefa zu betreiben; Kosten sollten nicht
gespart werden4.
1 Das Schreiben des Gesandten von 1378, Juli 27 fordert rechtskräftige
Copien gewisser, nicht näher bezeichneter Privilegienbriefe, da die mitge-
nommenen litterae publicae des Conservators nicht ausreichen, Chart. III. p.
554.
2 Auct. I, 502 — 4, 508, 516 — 7. M. v. I, ließ sich am 5. V. 1377 vor der
Abreise einen Platz auf dem Rotulus zusichern, si contigerit ipso existente
in curia rotulum fieri seu papam mori. Ibid. 519. Daß der Auftrag an erster
Stelle von der Universität, nicht von der Nation ausging, ergibt sich u. a. aus
den Verhandlungen über die Finanzierung der Reise. Frühere Darstellungen
wie Kneer und Thorbecke, setzten den Beginn der Reise ohne Kenntnis der
Denifleschen Akten erst auf Frühjahr 1378 an.
3 Auct. I, 523,529. Man beschloß Nov. 23 zu antworten ex superhabun-
danti.
4 Auct. I, 558 — 9. Über Henricus de Thenis s. auch Chart. III, nr. 1417,
X. 1 — Eine Denkschrift über das Examen von St. Genovefa wurde mitge-
schickt.
 
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