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Studien zur Spätscholastik. I.

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Völlig unklar bleibt der Aufenthalt des Marsilms während
dieser Jahre. Man möchte ihn für den Pariser Magister halten,
der 1381 mit König Wenzel und Johann von Jenzenstein in Frank-
furt über eine urbanistische Gegengründung gegen die Pariser
Universität beriet1; doch fehlt hierfür jeder positive Anhalt. Nach
Prag deutet eine Erfurter Handschrift2, doch schweigen die ge-
druckten Akten der dortigen Universität so völlig, daß auch diese
Spur sich sogleich ins Dunkel verliert und ungangbar erscheint.
Vielleicht hilft uns eine Notiz seines großen Sentenzenwerkes auf
den richtigen Weg: er nennt gelegentlich einen Jacobus de
Erbaco, Verfasser eines Sentenzenkommentars, als seinen Lehrer3;
sollte damit etwa der gelehrte Abt von Eberbach, Jakob von Elt-
ville gemeint sein, der um 1383 den aus Paris ausgewanderten
Heinrich von Langenstein bis zu seiner Übersiedlung nach Wien
beherbergte ? Da Abt Jakob sein Studium in Paris an dem St. Bern-
hardskolleg des Zisterzienserordens betrieb, läßt sich ein Lehrer-

1 Chart. III, nr. 1642. Heinrich von Langenstein ist wohl nicht gemeint,
da er erst 1382/3 nach Deutschland ausgewandert zu sein scheint. (Hand-
schriftennotizen bei Kveer, p. 89, N. 2, Hartwig I, 57/58 u. II, 31, Sommer-
feldt Mitt. 29, 291 ff., Erg. Bd. 7, 436. Schrauf, Stadt Wien II, 2 p. 976,
980). Für Heinrich von Oyta spricht seine frühere Lehrtätigkeit in Prag.
A,Tgl- Sommerfeldt, Mitt. 25, p. 581 ff.
2 Hs. nr. 11, Bl. 142: Expl. quest. libri priorum reverendi magistri Mar-
silii r ep ortata Präge per inanus Ulrici dicti Murnawer sub a. D. 1385 in
vigiha s. Galli [oct. 15] hora quinia. Handelt es sich um Abschrift nach frem-
den Heften oder um eine kurze Gastrolle des M. v. I. in Prag, der ja schon
1386 den ersten Lehrer aus Prag herüberzog? Auffallend ist auch das Er-
scheinen einer logischen Vorlesung des M. v. I. unter den um 1380 in Prag
gesammelten Kollegheften des B. Zalow (dessen Hand läßt sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit vermuten, wie ich durch Prof. Thiele, Stettin erfahre)
in cod. 5 des Marienstiftsgymnasiums Stettin, Bl. 194 — 211. (Lemcke, p. 5)
s. u. Hs. nr. 20.
3 1. s. IV, qu. 1, art. III, Bl. 475v: hone memorie, unter Anführung einer
Stelle aus dessen Sentenzenkommentar. Ein Sentenziar dieses Namens ist
m. W. nicht bekannt. Sollte nicht der Jacobus de Elbach, ord. Cist., der zur
Zeit des Joh. de Calore, 1370 — 81, in Paris promovierte und zum Ordens-
general der Augustinereremiten anscheinend Beziehungen unterhielt (M. v.
I. teilte die wissenschaftliche Grundrichtung dieses Ordens!) — Chart. III,
p. 412 — gleichfalls identisch sein mit Jacobus de Altavilla, der 1373 ebendort
promovierte, dem späteren Eberbacher Abte? Auf letzteren paßt das hone
memorie, da M. v. I. um die Zeit seines Todes (1393) schrieb (s. u.!). Über
ihn u. seinen (verlorenen) Sentenzenkommentar s. Tritheim, script. eccl.
259, Roth, H. Ib. VII, 227. Falk, ibid. XV, 520.

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1921. 4. Abh.

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