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Studien zur Spätscholastik. I.

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Joh. de Celaya, Joh. Majoris und anderer. Ja es läßt sich bestimmt
nachweisen, daß er den großen Bahnbrechern der modernen Natur-
wissenschaft bekannt gewesen ist: Leonardo da Vinci hat sein
physikalisches Compendium, Galilei seine Schrift de generatione et
corruptione studiert und benutzt.
Ob auch die theologischen Abhandlungen des Marsilius
handschriftlich verbreitet waren, läßt der Befund durchaus zweifel-
haft. Der erste Druck des Sentenzenkommentars, von dem wir
hören, sollte nach der Heidelberger Originalhandschrift ausgeführt
werden1. Immerhin spricht schon die Tatsache der Straßburger
Drucklegung von 1501 wie die große Verbreitung dieser Ausgabe
für das Ansehen des Werkes; und es ist mindestens höchst wahr-
scheinlich, daß es die Heidelberger Theologen stark benutzten; die
mehrfach erwähnte panegyrische Druckschrift von 14992 versichert
das; sie verrät eine zweifellose Kenntnis des Inhalts und erzählt
(allerdings ohne nähere Angaben) auch von Abschriften auf Kosten
auswärtiger Gelehrter.
Doch das alles berührt vorläufig nur die Frage nach der äußeren
Stellung unseres Philosophen. Wichtiger ist es, in den Zusammen-
hang seiner Werke selbst einzudringen. Und da erfordert es die
Natur des Stoffes, unsere Aufmerksamkeit zunächst seiner Logik
zuzuwenden.

1. Logik.
Die Aufgabe, die logischen Lehren des Marsilius von Inghen
im einzelnen mit Früheren und Zeitgenossen zu vergleichen, ist im
wesentlichen bereits durch Prantl gelöst3. Freilich standen ihm
nur wenige Drucke hierfür zur Verfügung. Für die Lehre vom
Urteil und vom Schlüsse, also für die älteren Materien der Logik,
benutzte er außer dem Sentenzenkommentar (Druck nr. 15) die
Analytik (Druck nr. 1), für die parva logicalia eine überarbeitete
Wiener Ausgabe (Druck nr. 4, übereinstimmend mit nr. 3). Die
letztere stimmt in ihrem Kerntext wörtlich überein mit einer
Krakauer Ausgabe (Druck nr. 2), die sich selbst als noviter abbre-
viatus bezeichnet; nur hat der Wiener Herausgeber Konrad
Pschlacher eigene Zusätze beigefügt, eine trübe Mischung aus
Petrus, älteren Kommentatoren und selbsterfundenen schemati-
1 S. Anmerk. 1. zu Hs. nr. 83.
2 Ad illustr. Bavarie ducem. . . Bl. 4 ff. Bl. 2 a.
3 L. c. IY, 94 ff.
 
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