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Studien zur Spätscholastik. 1.

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(ganz ähnlich wie Thomas) die logische Unterscheidung der Attri-
bute gleichsam ins Metaphysische projiziert1.
Einige weitere metaphysische Einzelfragen, in denen die
Parteiunterschiede des 14. Jahrhunderts zum Ausdruck kommen,
genügt es flüchtig zu skizzieren. Ihre tiefere philosophische Be-
deutung haben sie in dem Schulstreit, an dem sich unser Autor
beteiligt, bereits verloren, wie seine durchaus eklektische Haltung
zeigt; oft genug bietet er die verschiedenen Ansichten zur Auswahl
an, ohne sich klar zu entscheiden, und meist bewegt sich die
Argumentation in der Sphäre eines recht unfruchtbaren logischen
Hin- und Herwendens2. So wird die berühmte Streitfrage nach
dem Prinzip der Individuation gegen das thomistische Material-
prinzip entschieden, und entsprechend wird auch die Individualität
der reinen, materiallosen Intelligenzen (der Engel) für wahrschein-
lich erklärt; dabei verwirft er aber charakteristischerweise durch-
aus nicht grundsätzlich die Frage nach dem Individuationsprinzip,
wie es von dem Nominalisten eigentlich zu erwarten wäre (ohne
freilich eine eigene Begründung der Individualität zu suchen),
führt gegen Thomas überhaupt eine sehr laue, halbe Polemik, und
betont stark die göttliche Willkür in Sachen des Engelreiches3.
In der Frage nach der metaphysischen Bedeutung der Materie
bewegt er sich im großen und ganzen auf den Spuren des Duns
Skotus: er schreibt ihr eine größere substantielle Bedeutung zu,
als Thomas, und meint, sie könne auch wohl ohne Form erhalten
bleiben4. Im einzelnen erinnert seine Darstellung an ähnliche
Gedankengänge Gregors von Rimini5. Vor allem ist beiden Theo-
logen in diesen wie in andern Fragen das entscheidende Motiv
gemeinsam: die ,,natürliche“ Ordnung des Weltzusammenhangs
nirgends in Konflikt geraten zu lassen mit der unbeschränkten
1 lib. sent. I, qu. 12, art. 3. Ausführlich zitiert und richtig dargestellt
bei Stöckl II, 1051/2. Auch hier zeigen sich Anklänge an Thomas von Straß-
burg !
2 Ein Beispiel erschreckend inhaltleerer Spekulation ist 1. I, qu. 22, in
dem sich M. v. I. müht, mit Argumenten der „terministischen“ Erkenntnis-
theorie und Logik gegen Thomas von Aquino, Thomas von Straßburg, Bona-
ventura u. a. m. zu erweisen, quod relatio dei ad creaturam nec formaliter nec
realiter distinguitur ab essentia divina.
3 lib. sent. II, qu. 3, art. 1, Bl. 21211'.
Sehr ausführlich darüber: lib. sent. I, qu. 1, art. 2, pars 6; lib. II,
qu. 8. Einige Zitate daraus bei Stöckl II, 1052.
5 Über ihn s. Werner III, 84ff.
 
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